RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2005-865414
Humor ist – wenn man trotzdem lacht
Humor ereignet sich auf allen Lebenswegen, in allen Gesellschaften und Kulturen und – unserer Erfahrung nach – häufig auch im Sterben. Lachen und sein Gegenpol, die Tränen, sind Mechanismen, die sozusagen im Körper eingebaut und Zeichen für Erleichterung sind. Beides, Lachen und Tränen, hilft den Menschen, Unannehmlichkeiten des Lebens zu verarbeiten oder gar zu überleben. Humor ist kein Exklusivgut der Unversehrten, sondern eine „Trotzmacht des Geistes“ (V. Frankl). Der Humor hat unterschiedliche Funktionen: psychologische, kommunikative und soziale Funktion (V. Robinson). Konkret im Kontext der Palliativmedizin bedeutet dies: Durch Humor kann man z.B. die Situation entkrampfen, Kontakt zum Leben halten, Leichtigkeit schaffen, die Hemmschwelle für Schweres herabsetzen, Sprachlosigkeit durchbrechen, aufrütteln, betroffen machen, Nähe und Kontakt schaffen. Im Humor nehmen wir Abstand, rücken ab, atmen tief durch – und kehren gestärkt und neu bewegt zurück zur Realität. Humor ist so etwas Ähnliches wie „Kurzferien vom Sich-Betreffen lassen.“ (M. Müller). Seine Funktion des Abstandgewinnens kann auch für die professionellen Begleiter ein wesentliches Element zur Burn-out-Prophylaxe sein. Mit dem Abstand zum Thema gelingt es in der Begleitung von Schwerstkranken und Sterbenden eher, nicht alle Kraft zu lassen und nicht auszubrennen. Humor entwickelt sich mit der Geschichte und dem Persönlichkeitsprozess jedes einzelnen Menschen. Der Sinn für Humor kann von „humorlos“ bis zu „Humor und Weisheit“ reichen und eine Ressource für Patienten, Angehörige und Begleiter darstellen.