Zeitschrift für Palliativmedizin 2005; 6 - 21
DOI: 10.1055/s-2005-865415

Glück und Leid

GB Achenbach 1
  • 1Akademie Philosophische Praxis und Wirtschaft (APP), Bergisch Gladbach

1: „‘Glück’ ist ein entweihtes, durch gemeinen Gebrauch abgeschliffenes Wort.“ (J. Burckhardt). 2: Glück und Leid gehören nicht unter die Rubrik „Gefühle“. Es ist ein Unterschied, ob ich mich glücklich „fühle“, oder ob dies oder das ein Glück „ist“. Entsprechendes gilt im Blick auf ein (bloß) „gefühltes“ Leiden und „das Leid“. 3: Glück und Leid sind nicht einfach Gegensätze. Vielmehr sind es zuerst die Glücksucher, die ins Leid geraten. 4: Die entsprechende Strategie zur Leidminderung ist die Selbstverpflichtung zur Einsicht, „dass wir nicht da sind, um glücklich zu sein“. (Schopenhauer; Entsprechungen bei Voltaire, Freud u.a.). 5: Philosophisch ging es glückseinschlägig seit jeher darum, das Glück dem Reich des Schicksals zu entwinden und dem der Praxis zuzuführen. Dieser Versuch ist Kant verbindlich gelungen: Die erworbene Glückswürdigkeit tritt an die Stelle des Glücks. 6: Leid wird ertragen, hat man sein „warum? des Lebens“ (Nietzsche). Ist das begriffen, lässt sich der Gedanke denken: Unser Glück ist, unglücklich sein zu können.