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DOI: 10.1055/s-2005-865431
Prognose Scores
Scores“ sind attraktiv: es sind meist Zahlen, also sog. harte Daten. Zahlen sind ein Zeichen von Objektivität, etwas wird gemessen. Zahlen zählen – für die Forschung, für Qualitätserfassung, letztendlich auch für die Gesundheitspolitik und die Medien. „Scores“ sind aber generell auch problematisch: Oft machen sie aus sog. weichen Daten harte, subjektive Eindrücke und Beobachtungen werden kategorisiert und damit nivelliert, die Daten werden meist von fremdbeobachtenden Professionellen und selten nur durch die betroffenen Patienten selbst erhoben. Besondere Probleme bei Prognose-Scores im Bereich der Palliative Care sind: Wer füllt den Score aus? Ist es der für die Behandlung Verantwortliche selbst? Was hat dies für Implikationen unter dem Gesichtspunkt von „self-fullfilling prophecy“? Ist es der Betroffene selbst? Wer schätzt am Besten? Welche Variablen sind im Prognose-Score? Sind dies voneinander unabhängige Variablen? Was tragen die Variablen zum, für die Prognose so wichtigen, „good-feeling“ bei? Wann wird der Prognose-Score im Krankheitsverlauf erhoben, welche Konsequenzen werden gezogen? Für welche Zielgruppe wurde der Score gemacht, bei wem wird er eingesetzt? Für welchen Bereich der Prognose wird eine Vorhersage angestrebt: geht es „nur“ um die Vorhersage der Überlebenszeit, oder auch um das Ausmaß der Selbstständigkeit, die Prognose der Lebensqualität im Allgemeinen etc. (bspw. auch Schmerz-Prognose-Scores)? Was geschieht mit dem Score: Wird er, und wenn ja, wie wird er mit dem Patienten kommuniziert? Welche Bedeutung hat er auch in Bezug auf Kostenüberlegungen? Erfahrungen aus der Praxis in der Anwendung des sog. Palliative-Prognose-Scores (PaP Score) werden diskutiert. Prognose-Scores können in der Praxis unterstützende Funktion bei der Entscheidungsfindung haben, sie haben aber auch Wirkungen und Nebenwirkungen, die oft den Stellenwert in der klinischen Praxis sehr mindern.