Zeitschrift für Palliativmedizin 2005; 6 - 54
DOI: 10.1055/s-2005-865449

Lebensqualität als Zielkriterium für Hospizarbeit und Palliativmedizin

M Wasner 1
  • 1Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, München

Folgt man der Definition der WHO, liegt das Hauptziel der Palliativmedizin in der Verbesserung der Lebensqualität der Patienten und ihrer Familien. Dennoch gibt es bis heute keinen Konsens darüber, wie Lebensqualität (LQ) zu definieren und zu messen ist. Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Herangehensweisen zur Erfassung der LQ in der Medizin: Zum einen die sogenannte „gesundheitsbezogene“ LQ, wie sie beispielsweise durch das Sickness-Impact-Profile (SIP) oder die Short-Form-36 (SF-36) erhoben wird, zum anderen die individuelle LQ. Die erstgenannten Fragebögen legen großes Gewicht auf den Funktionsstatus, es liegt ihnen ein vorgegebenes, externes Wertesystem zugrunde. Der Schedule for the Evaluation of Individual Quality of life – Direct Weighting (SEIQoL-DW), ein Instrument zur Erfassung der individuellen LQ erlaubt dem Befragten hingegen die fünf Bereiche in seinem Leben zu benennen, die entscheidend sind für seine LQ, die Zufriedenheit mit jedem einzelnen Bereich anzugeben und die Bereiche zueinander zu gewichten. Damit ist es möglich, Veränderungen im Verlauf herauszufinden, d.h. einen Einblick in die Krankheitsbewältigungsstrategien des Einzelnen zu erhalten. Mithilfe dieser Informationen können mögliche Interventionen genau auf die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden. Bedingt durch die unterschiedlichen Fragestellungen gibt es keinen einheitlichen Standard zur Erfassung der LQ in der Palliativmedizin. Die Wahl des Messinstruments muss für jede Befragung neu getroffen werden: Geht es darum die Symptomkontrolle zu optimieren, sollten krankheits- und/oder symptomspezifische Untersuchungsmethoden angewendet werden. Steht aber das Befinden des Einzelnen im Zentrum des Interesses oder auch psychosoziale Aspekte, sollte ein Instrument zur Erfassung der individuellen LQ eingesetzt werden.