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DOI: 10.1055/s-2005-865452
Angewandte Ethik in der Pflegepraxis
Im Umgang mit Schwerkranken, Alten und Sterbenden sind die Pflegenden oft konfrontiert mit moralischen Konflikten, die sich an einzelnen ethischen Grundprinzipien wie z.B. der Autonomie, der Würde, der Fürsorge, dem Gutes-tun, dem Nicht-Schaden oder der Gerechtigkeit etc. entfachen können. Emotionale, intuitive, biographische, soziokulturelle und religiöse Prägungen/Wertevorstellungen auf der einen Seite wie auch institutionelle Aspekte/Rahmenbedingungen und prozedurale Kulturen, das unterschiedliche Verständnis – die verschiedenen Perspektiven der Professionellen, der Betroffenen und deren Angehörigen – auf der anderen Seite prägen maßgeblich auch den ethischen Diskurs in der Pflegepraxis. Dies ruft ständig nach einer Annäherung und Integration, der Ausbalancierung von Widersprüchen, Meinungen und Unterschieden zugunsten eines gemeinsamen Ziels, einer gemeinsamen Haltung zum Wohle des Betroffenen und seiner Angehörigen. Wie kann es gelingen, dass die einzelnen Perspektiven im ethischen Diskurs nicht nur addiert werden, sondern strukturiert, prozesshaft und sozial aufeinander bezogen und in Beziehung gebracht werden können? Für die Pflegepraxis erscheint unabdingbar, primär zu einer eigenen Klärung, zu einer hermeneutischen Kompetenz und zu einem persönlichen Credo in Bezug auf die einzelnen ethischen Grundprinzipien und Wertevorstellungen zu gelangen, aus dem heraus sich ethische und moralische Kompetenzen und ein paritätischer Diskurs mit allen Beteiligten entwickeln und entfalten kann.