Objekt der Studie: Schmerzlinderung ist ein programmatisches Anliegen der Palliativmedizin. Dabei wird
unterstellt, dass chronische Schmerzen unnötiges Leiden verursachen und dass die Patienten
Schmerzfreiheit wünschen. Im klinischen Alltag aber sind Patienten manchmal trotz
weiterbestehender Schmerzen zufrieden bzw. nicht unzufrieden mit dem Ergebnis der
Schmerzbehandlung. Inwieweit dabei individuelle Sinnzuweisungen von Bedeutung sind,
wurde bisher nicht untersucht. In der interdisziplinären Arbeitsgruppe interessierte
die Frage nach dem empirischen Nachweis theoretisch erhobener Sinndimensionen von
Schmerz. Methode: Zwischen Oktober 2002 und März 2003 wurden nach einer umfassenden Literaturrecherche
35 Items mit Aussagen zur Sinndeutung von Schmerzen formuliert und mit Fragen nach
bisherigen Schmerzerfahrungen, der Religiosität und soziodemographischen Angaben ergänzt.
Dieses Instrument wurde von April bis Juli 2003 einem Pretest im klinischen Kontext
sowie im Juli 2004 im Rahmen einer Repräsentativbefragung in Mitteldeutschland unterzogen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 110 Patienten (Altersdurchschnitt insgesamt 60,0 Jahre, 40% Frauen
und 60% Männer) und 2007 repräsentativ ausgewählte Thüringer und Sachsen befragt (Altersdurchschnitt
insgesamt 48,3 Jahre, 52% Männer und 48% Frauen; Befragung durch Projekt: Contor).
Der Aussage „Irgendeinen Sinn wird es schon haben, wenn man Schmerzen hat“ stimmten
47% der Patienten und 58% der Bevölkerung zu. Der Aussage „Schmerzen sind eine Strafe
Gottes“ stimmten 4% der Patienten und 3% der Bevölkerung zu. Immerhin 24% der Bevölkerung
und 12% der Patienten stimmten der Aussage „Manche Schmerzen können ganz schön lustvoll
sein“ zu. Schlussfolgerungen: Individuelle Sinnzuschreibungen sind relevante Aspekte im Umgang mit Schmerzen. In
weiteren Untersuchungen wird zu klären sein, inwieweit die Einstellungsunterschiede
auf weitere Kofaktoren der Befragtengruppen zurückzuführen sind.