Zeitschrift für Palliativmedizin 2005; 6 - 116
DOI: 10.1055/s-2005-865509

Patientenorientierte Musiktherapie zur Verbesserung der Lebensqualität bei Patienten mit Krebserkrankungen – eine interdisziplinäre Behandlungsstrategie

AF Wormit 1, T Hillecke 1, HV Bolay 1, HJ Bardenheuer 1
  • 1Universitätsklinik für Anästhesiologie, Heidelberg

Objekt der Studie: Musiktherapie in Kombination mit medizinischer Schmerztherapie führt bei Patienten mit chronischen, nicht malignen Schmerzen zur Verbesserung und Stabilisierung der Lebensqualität (Hillecke 2002, Hillecke et al. 2004). In der onkologischen Medizin und zur Sterbebegleitung wurde Musiktherapie in der stationären Behandlung bisher in überwiegend rezeptiver Anwendung erfolgreich eingesetzt (Wormit & Bolay 2004). Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, eine spezifisch, am Patienten orientierte, aktive Musiktherapie in Kombination mit medizinischer Palliativversorgung im ambulanten Setting zu realisieren, die zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität (EORTC-QLQ-C30) führt. Methoden: Das Heidelberger Modell der Musiktherapie bei Krebspatienten ist ein künstlerisches psychotherapeutisches Verfahren. Das musiktherapeutische Behandlungskonzept ist individuell angepasst. In 20 Behandlungseinheiten werden i. Aktivierung von Wohlbefinden, ii. Verbesserung und iii. Stabilisierung der Lebensqualität spezifisch therapiert. Die behandlungsspezifischen Module umfassen Körper- und Selbsterleben, Schmerzbewältigung, spirituelles Erleben, Umgang mit psychischen Belastungen, das soziale Umfeld sowie die Bewältigung (invasiver) medizinischer Behandlungen. Ergebnisse: Erste Studienergebnisse (n=13 Patienten) zeigen, dass Patienten zu Beginn der Behandlung unter einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität (QLQ-C30) leiden, eine hohe Symptombelastung wie Depressionen und Ängste (Outcome Questionnaire (OQ45.2)) aufweisen und Schmerzen von unterschiedlichem Ausmaß haben (VAS –4 und VAS –6 (50% der Patienten). Bei Patienten mit VAS >7 besteht eine schmerzabhängige erhöhte affektive Belastung (SES). Schlussfolgerung: Das modulare Behandlungsmodell ist zur medizinischen Therapie bei fortgeschrittenem Tumorleiden und in der palliativen Situation geeignet und führt zu einer Verbesserung der Lebensqualität von Tumorpatienten.