Psychiatr Prax 2005; 32(6): 289-291
DOI: 10.1055/s-2005-866862
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Was ist eine bipolare Störung?”

Ergebnisse einer Repräsentativumfrage bei der deutschen Allgemeinbevölkerung„What is a Bipolar Disorder?”Results of a Representative Survey of the German PopulationMatthias  C.  Angermeyer1 , Herbert  Matschinger1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Universität Leipzig
Further Information

Publication History

Publication Date:
10 August 2005 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Ziel der Studie ist zu erkunden, inwieweit das Laienpublikum mit einer bipolaren Störung eine psychische Erkrankung assoziiert. Methode: Im Januar 2005 wurde bei einer Zufallsstichprobe der deutschen Allgemeinbevölkerung (n = 1006) eine Telefonumfrage durchgeführt. Den Befragten wurden vier verschiedene Erklärungen für eine bipolare Störung angeboten unter denen sie eine auswählen sollten. Ergebnisse: Mit Abstand am häufigsten, von 61 % der Befragten, wurde unter einer bipolaren Störung die Eisschmelze am Nord- und Südpol verstanden. Nur 4,6 % brachten den Begriff mit einer psychischen Erkrankung in Zusammenhang. Diskussion: Es stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist für eine psychische Störung eine diagnostische Bezeichnung zu wählen, die das Laienpublikum an vieles andere aber nicht an eine psychische Erkrankung denken lässt. Da aber eine Rücknahme des Begriffs der bipolaren Störung nicht infrage kommt, erscheint es notwendig, sich vermehrt um dessen Propagierung im Laienpublikum zu bemühen.

Abstract

Aim: To explore to what extent the lay public knows that the term bipolar disorder denotes a mental disorder. Method: In January 2005, a telephone survey was conducted among a random sample of the German population (n = 1006). Out of four options given, respondents were asked to select the one they considered to be the correct explanation of what is meant by bipolar disorder. Results: Most of the respondents (61 %) believed that bipolar disorder is just another term for the melting of the polar ice caps, only 4.6 % associated it with mental illness. Discussion: The question arises as to whether it makes sense to use a diagnosis which the lay public associates with everything but a mental illness. Since it is impossible to erase the term bipolar disorder from the psychiatric terminology, it seems necessary to increasingly propagate this term among the lay public.

Literatur

  • 1 Angermeyer M C. Das Stigma psychischer Krankheit aus der Sicht der Patienten - Ein Überblick.  Psychiat Prax. 2003;  30 358-366
  • 2 Angermeyer M C. Stigmatisierung psychisch Kranker in der Gesellschaft.  Psychiat Prax. 2004;  31 S246-S250
  • 3 Holzinger A, Angermeyer M C, Matschinger H. „Was fällt Ihnen zum Wort Schizophrenie ein?” Eine Untersuchung über soziale Repräsentationen der Schizophrenie.  Psychiat Prax. 1998;  25 9-13
  • 4 Holzinger A, Beck M, Munck S, Weithaas S, Angermeyer M C. Das Stigma psychischer Krankheit aus der Sicht schizophren und depressiv Erkrankter.  Psychiat Prax. 2003;  30 295-301
  • 5 Nordt C, Müller B, Lauber C, Rössler W. Erhöhte Stigmatisierung durch vergangenen Klinikaufenthalt? Resultate einer Befragung der Schweizerischen Bevölkerung.  Psychiat Prax. 2003;  30 384-388

Prof. Dr. Matthias C. Angermeyer

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie · Universität Leipzig

Johannisallee 20

04317 Leipzig

Email: krausem@medizin.uni-leipzig.de

    >