Rofo 2005; 177 - WS_406_2
DOI: 10.1055/s-2005-867267

Leitlinienkonforme Diagnosestrategien

M Müller-Schimpfle 1
  • 1Städt. Kliniken Frankfurt-Höchst, Radiol. Zentralinstitut, Frankfurt/Main

Der Terminus „Leitlinien“ ruft die Erwartung hervor, einen abgestimmten, einheitlichen Maßstab des Handelns zu vermitteln. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass unterschiedliche Fachgesellschaften und Institutionen teilweise sehr unterschiedliche „Leitlinien“ entwickelt haben, was Struktur, Anspruch und auch Inhalte angeht. In Deutschland sind derzeit zwei Leitlinien-Entwicklungen verbreitet, die auch (mindestens im Internet) publiziert sind und sich schwerpunktmäßig mit Diagnosestrategien in der Mammadiagnostik auseinandersetzen: die Stufe3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) sowie die expertenbasierte Leitlinie der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG).

Die S3-Leitlinie der DGS („Stufe-3-Leitlinie Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland“) kann auf eine bisher unübertroffen breitbasig angelegte Leitlinienentwicklung verweisen. Da sich diese Leitlinie jedoch explizit auf die Früherkennungssituation beschränkt, wird die sog. „kurative“ Situation der klinisch auffälligen Patientin nicht bzw. nicht ausreichend behandelt.

Die Leitlinie Mammadiagnostik der DRG, die auch Teil der Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich-Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) ist, nimmt sich dagegen den unterschiedlichen Ausgangssituationen der Frau bzw. des Diagnostikers an. So wird hier unterschieden zwischen der Früherkennungssituation der klinisch unauffälligen Frau, den diversen kurativen Situationen und auch der Nachsorgesituation, die in der neuen S3-Leitlinie der DGS („Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms der Frau“) zwar Berücksichtigung findet, jedoch keine echten Abklärungsstrategien liefert. Diese stehen bei der DRG-Leitlinie im Vordergrund, unterstützt durch einen Aufbau im Stil eines Flussdiagramms. Die AG Mammadiagnostik der DRG hat zwischenzeitlich auch eine beispielhaft bebilderte Version dieser Leitlinie konsentiert, die über die Homepage der DRG (drg.de) oder auch der Landesärztekammer Baden-Württemberg (laek-bw.de) als online-Fortbildung aufgerufen werden kann.

Lernziele:

- S3-Leitlinie der DGS: bisher in Deutschland einzigartige Leitlinienentwicklung, jedoch wenig konkret für klinische Fragestellungen

- DRG-Leitlinie Mammadiagnostik: expertenbasiert, konkreter am klinischen Fall orientiert, weniger verbreitet

- Unterschiedliche Strukturen und Ziele der deutschen Mammadiagnostik-Leitlinien

- Sinnvolle Anwendung von Leitlinien an klinischen Beispielen

- Stärken und Schwächen der genannten Leitlinien.

Korrespondierender Autor: Müller-Schimpfle M

Städt. Kliniken Frankfurt-Höchst, Radiol. Zentralinstitut, Gotenstraße 6–8, 65929, Frankfurt/Main

E-Mail: mms@skfh.de