Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2006; 1(1): 57-71
DOI: 10.1055/s-2005-870350
Beckengürtel und untere Extremität
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hüftgelenk - Arthrose und Arthritis

K.-P.  Günther1 , J.  Ziegler1
  • 1Orthopädische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
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Publication Date:
12 October 2005 (online)

Etwa 5 % der Bevölkerung leiden unter einer symptomatischen Koxarthrose. Zu den häufigsten Ursachen für diese wichtige degenerative Gelenkerkrankung gehören Reifungsstörungen des kindlichen Hüftgelenkes (Hüftdysplasie) und epiphysäre Formveränderungen. Neben diesen im Vordergrund stehenden Risikofaktoren kann allerdings auch eine Reihe von lokalen und systemischen Erkrankungen zur Entstehung einer Arthrose beitragen.

Die Diagnostik muss aktuelle Konzepte der Ätiologie und Pathogenese berücksichtigen, zu denen neben klassischen Erkrankungsformen auch das femoroazetabuläre Impingement gehört. Eine sorgfältige klinische und röntgenologische Diagnostik ermöglicht in den meisten Fällen eine suffiziente differenzialdiagnostische Zuordnung und Stadieneinteilung. Die Magnetresonanztomographie hat vor allem in der Beurteilung von Weichteilveränderungen (assoziierte Labrumläsionen und extraossäre Ganglien) an Stellenwert gewonnen.

Bestehen Hüftgelenkbeschwerden, die auf eine beginnende Knorpelschädigung infolge einer mechanischen Ursache zurückgeführt werden können (Hüftdysplasie oder femoroazetabuläres Impingement), muss die Indikation für gelenkerhaltende Operationsmaßnahmen geprüft werden. Dazu gehören vor allem reorientierende Becken- und/oder Femurosteotomien sowie eine Offset-Optimierung.
Bei Koxarthrosen ohne Möglichkeit zur operativen Optimierung mechanischer Störungen steht eine Reihe wirksamer konservativer Behandlungsverfahren zur Verfügung. Dazu gehören medikamentöse (Analgetika, Antiphlogistika, „symptomatic slow acting drugs”) und nichtmedikamentöse Therapiealternativen (Aufklärung, Übungsbehandlung, Gewichtsreduktion und Entlastung).

Bei erfolgloser konservativer Behandlung und entsprechendem Leidensdruck kann dem Patienten die Implantation einer Endoprothese angeboten werden. In Abhängigkeit von Alter, Aktivität und Knochenqualität stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung.

Die wichtigste Differenzialdiagnose zur Koxarthrose bei bestehender Hüftsymptomatik ist die Arthritis als eigenständige, primär entzündliche Gelenkerkrankung. In Abhängigkeit vom Lebensalter müssen unterschiedliche Ursachen für eine Arthritis in Erwägung gezogen werden. Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises oder septische Koxitiden können unbehandelt über die primäre Einwirkung schädlicher Noxen zu einer rasch progredienten Knorpelzerstörung führen. Daher hat die differenzierte Frühdiagnostik und rasche Einleitung adäquater Therapiemaßnahmen einen sehr großen Stellenwert. Kommt es dennoch zur Gelenkdestruktion, muss letztlich ebenfalls der Gelenkersatz in Betracht gezogen werden.

Prof. Dr. med. Klaus-Peter Günther

Orthopädische Klinik und Poliklinik
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Dresden

Fetscherstr. 74
01307 Dresden

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