Aktuelle Urol 2008; 39(6): 469-482
DOI: 10.1055/s-2005-873230
Operative Techniken
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perkutane Nephrolitholapaxie

C.  Hampel1 , J.  W.  Thüroff1
  • 1Urologische Klinik, Universitätsklinikum Düsseldorf
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Publication Date:
31 October 2008 (online)

Einleitung

Historisch war die Entwicklung zweier innovativer Techniken zur Behandlung von Steinen des oberen Harntraktes zeitgleich verlaufen:

perkutane Nephrolitholapaxie (PNL) 4, extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) 1 3.

Nach mehr als einem Vierteljahrhundert klinischer Erfahrung stellt derzeit die ESWL die Therapie der Wahl für die Mehrzahl der Steine im oberen Harntrakt dar. Der Einsatz der perkutanen endourologischen Steinchirurgie ist dagegen vor allem bei einem Missverhältnis zwischen Steinvolumen und Möglichkeiten der Desintegrat-Spontanpassage indiziert (Steinvolumen > 2 – 2,5 cm, Ureterabgangsstenose, Kelchhalsstenosen, Kelchdivertikelsteine). Bei großen verzweigten Steinen ist eine Kombination von primärer PNL mit anschließender ESWL zur Reststeinzertrümmerung vorteilhaft. Ziel der Behandlung ist die Steinfreiheit, da bei Residualsteinen/-fragmenten im Langzeit-Follow-up ein erneutes Steinwachstum in bis zu 100 % der Fälle zu erwarten ist [9]. Im Ergebnis wird durch die PNL eine Steinfreiheitsrate von 87 – 92 % erreicht (abhängig von der Erfahrung des Operateurs) [6] [10]. In der neuerdings zur Verfügung stehenden flexiblen Ureterorenoskopie und Holmium-Laser-Lithotripsie ist der perkutanen Nephrolitholapaxie bei kleineren Konkrementen im Ober- und Mittelgeschoss der Niere eine wirksame Therapiealternative erwachsen. Insbesondere bei Unterkelchsteinen über 2 cm aber stellt sie aufgrund deutlich schlechterer Steinfreiheitsraten und häufig nötiger Rezidiveingriffe keine echte Alternative zur PNL dar [10]. Bei Urolithiasis auf dem Boden einer Harntransportstörung anatomischer Ursache (z. B. Hufeisenniere, Harnleiterabgangsenge) ist nach wie vor die offen-chirurgische Intervention mit Beseitigung des Abflusshindernisses und Steinsanierung indiziert [7].

Literatur

  • 1 Alken P. Teleskopbougierset zur perkutanen Nephrostomie.  Akt Urol. 1981;  12 216 ff.
  • 2 Alken P. Perkutane Nephrolithotomie.  Urologe A. 1984;  23 20-24
  • 3 Chaussy C, Eisenberger F, Wanner K. et al . Extracorporale Anwendung von hochenergetischen Stoßwellen. Ein neuer Aspekt in der Behandlung des Harnsteinleidens.  Akt Urol. 1978;  9 95 ff.
  • 4 Fernstrom I, Johansson B. Percutaneous pyelolithotomy. A new extraction technique.  Scand J Urol Nephrol. 1976;  10 257-259
  • 5 Günther R W, Alken P. Percutaneous Litholapaxy and Extraction of Renal Calculi. In: Lang EK (ed). Percutaneous and Interventional Urology and Radiology. Berlin: Springer Verlag 1986
  • 6 Kaldenbach U, Thüroff J W. Der gegenwärtige Stand der perkutanen Steintherapie.  WMW. 1995;  11 260 ff.
  • 7 Lampel A, Hohenfellner M, Schultz-Lampel D. et al . Urolithiasis in horseshoe kidneys: therapeutic management.  Urology. 1996;  47 182-186
  • 8 Roth R A, Beckmann C F. Complications of extracorporeal shock-wave lithotripsy and percutaneous nephrolithotomy.  Urol Clin North Am. 1988;  15 155-166
  • 9 Schultz-Lampel D, Lazica M, Lampel A. et al . Langzeitverlauf nach ESWL bei Kindern: Steinfreiheit, Rezidivsteinrate, Blutdruck und Nierenfunktion.  Akt Urol. 1994;  25 101 ff.
  • 10 Skolarikos A, Alivizatos G, de la Rosette J J. Percutaneous nephrolithotomy and its legacy.  Eur Urol. 2005;  47 22-28

Dr. med. Christian Hampel

Urologische Klinik und Poliklinik, Johannes-Gutenberg-Universität

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