Der Klinikarzt 2005; 34(10): XI
DOI: 10.1055/s-2005-919759
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Postoperative Komplikationen in der Kopf- und Halschirurgie - Entscheidend ist die Dauer der Narkose, nicht das Alter

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Publication Date:
04 November 2005 (online)

 

Quelle: Boruk M, Chernobilsky B, Rosenfeld RM, Har-El G. Age as a prognostic factor for complications of major head and neck surgery. Arch Otolaryngol Head Neck Surg 2005; 131: 605-609

Thema: Nach den Angaben des Statistischen Bundesamts wird der Anteil der über 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland von derzeit noch 26% auf rund 38% im Jahr 2050 anwachsen. Dementsprechend rücken ältere Patienten immer stärker in den Fokus des Interesses - zum Beispiel, ob ein fortgeschrittenes Alter mit mehr postoperativen Komplikationen assoziiert ist. Sogar die Frage, ob ältere und alte Patienten tatsächlich "noch" geeignete Kandidaten für bestimmte Operationen sind, steht immer häufiger im Raum.

Projekt: Ob tatsächlich allein das Alter der Patienten das Outcome nach Kopf- und Halsoperationen determiniert, das untersuchten Dr. Marina Boruk, New York (USA), und ihre Kollegen in ihrer retrospektiven Kohortenstudie. Dazu werteten sie die Daten zum intra- und postoperativen Verlauf der Eingriffe von 157 Patienten im Zeitraum von vier Jahren aus, die sich beispielsweise einer Laryngektomie, einer Maxillektomie oder einer Thyroidektomie mit Lymphadenektomie unterzogen hatten. 20% der Patienten waren älter als 70 Jahre, das Durchschnittsalter betrug 56,1 Jahre.

Ergebnis: Nicht das Alter der Patienten, sondern vielmehr die Dauer der Vollnarkose war den Analysen zufolge der einzige Faktor, der konsistent mit der Zahl der Komplikationen und der Länge des Krankenhausaufenthalts korreliert war. Pro Minute stieg das Risiko für eine schwere Komplikation um 0,6% - für jede Stunde, die die Patienten anästhesiert waren, erhöhte sich ihr Risiko demnach um 36%. Auch auf die Dauer des Krankenhausaufenthalts hatte das Alter (> 70 Jahre) keinen Einfluss - wohl aber das Geschlecht der Patienten. Männer blieben im Schnitt drei, Frauen zwei Tage in stationärer Behandlung.

Fazit: Das Alter der Patienten allein hat demnach keine prognostische Aussagekraft für das Outcome der Patienten in der Kopf- und Halschirurgie. Wichtiger sei es - so die Meinung der Autoren - unabhängig vom Alter bestehende Komorbiditäten im Blick zu behalten.

Key Words: Kopf- und Halschirurgie - Alter - Narkosezeit - postoperative Komplikationen

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