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DOI: 10.1055/s-2005-920377
Paradigmenwechsel in der Behandlung von Patienten mit Rektumkarzinom und irresektabler synchroner Metastasierung
Die aktuellen Leitlinien empfehlen für Patienten mit irresektabler Metastasierung eines Rektumkarzinoms die Resektion des Primärtumors zur Vermeidung von Komplikationen. In prognostischer Hinsicht aber ist die Primärtumorentfernung von untergeordneter Bedeutung, entscheidend ist ein unverzüglicher Beginn der Chemotherapie. Wir haben fußend auf der Auswertung einer Kontrollgruppe [1] den Entscheid über eine Primärtumorentfernung vom Ansprechen auf eine sofort oder ggf. nach Anusanlage begonnene Chemotherapie abhängig gemacht.
Von 01/2002 bis 01/2005 behandelten wir 18 Patienten mit synchroner Metastasierung eines Rektumkarzinoms, für die aufgrund des Metastasierungsmusters kein kurativer Therapieansatz bestand. Bei Stenose wurde ein Anus praeternaturalis angelegt. Alle Patienten wurden chemotherapiert. Nach Restaging wurde über eine Operation am Primärtumor entschieden. Das Gesamtüberleben der Patienten wurde nach Kaplan-Meier abgebildet und mit einer historischen Kontrollgruppe, in der alle Patienten initial primärtumorreseziert waren, verglichen.
Fünf der Patienten zeigten bei Diagnose eine Stenosesymptomatik und erhielten einen Anus. In der folgenden Chemotherapie kam überwiegend Oxaliplatin/5FU/Folsäure zum Einsatz. Bei fünf Patienten konnte nach Ansprechen der Chemotherapie eine Primärtumorentfernung durchgeführt werden. Zwei Patienten stellten sich im Verlauf mit einer Stenose vor, die eine Anusanlage erforderlich machte. Die Operationen verliefen ohne Letalität. Das mediane Überleben der Patienten betrug 16,5 Monate. In der Verlgeichsgruppe von 42 elektiv primärtumorresezierten Patienten ohne vorangegangene Chemotherapie aus den Jahren 1996–2001 betrug das mediane Überleben 13,6 Monate bei einer Letalität von 9,5%.
Die limitierte Prognose der Patienten mit irresektablen Metastasen diktiert ein differenziertes Vorgehen, um die verbleibende Lebenszeit nicht durch chirurgische Komplikationen zu belasten oder durch die perioperative Letalität zu verkürzen. Somit entscheidet sich erst nach initialer Chemotherapie beim Kontrollstaging, welche Patienten für eine Primärtumorresektion mit niedrigem Risiko in Betracht kommen. Unser Konzept mit primärer Chemotherapie zeigt ein in der Tendenz längeres medianes Überleben und eine deutlich geringerer Letalität.
Literatur: Stelzner S, Hellmich G, Koch R, Ludwig K. Factors predicting survival in stage IV colorectal carcinoma patients after palliative treatment: a multivariate analysis. J Surg Oncol 2005;89:211-217
Keywords: Chemotherapie, Chirurgie, Rektumkarzinom, irresektable Metastasen, palliative Behandlung