Hintergrund: Trotz der Existenz von Leitlinien ist vielfach belegt, dass Leitlinien im klinischen
Alltag nicht immer eingehalten werden. Dies trifft besonders zu für spezielle Zielgruppen,
wie z.B. ältere Patienten oder Frauen, weil die Entwicklung der Leitlinien auf den
Ergebnissen klinischer Studien beruht, die schon aufgrund ihres Studiendesigns spezielle
Zielgruppen häufig nicht berücksichtigen. Es stellte sich deshalb die Frage, wie sich
die leitliniengerechte Therapie bei älteren (<75 Jahre) und jüngeren Patientinnen
und Patienten im Rahmen der Aktivitäten eines klinischen Registers voneinander unterscheidet
und über die Zeit verändert. Methode: Von 1999–2003 wurden im BHIR prospektiv in 10 Berliner Krankenhäusern Daten zur stationären
Behandlung von 3468 Herzinfarktpatientinnen und -patienten erfasst. Über 75 Jahre
alt waren 592 Frauen und 358 Männer, 75 Jahre und jünger waren 623 Frauen und 1895
Männer. Ergebnisse: Entwicklung der leitliniengerechten Therapie über die Zeit (1999–2003): Frauen (<=75J.):
Zunahme Einsatz der Reperfusion 18%, initiale Beta-Blocker 13%, initiale ACE-Hemmer
24%, Zunahme Entlassungsmedikation 5% Beta-Blocker, 19% ACE-Hemmer und 37% CSE-Hemmer.
Männer (<=75J.): Zunahme Einsatz der Reperfusion 18%, initiale Beta-Blocker 10%, initiale
ACE-Hemmer 19%, Zunahme Entlassungsmedikation 11% Beta-Blocker, 18% ACE-Hemmer und
38% CSE-Hemmer. Frauen (>75J.): Zunahme Einsatz der Reperfusion 15%, initiale Beta-Blocker
25%, Zunahme Entlassungsmedikation 21% Beta-Blocker, 10% ACE-Hemmer und 37% CSE-Hemmer.
Männer (>75J.): Zunahme Einsatz der Reperfusion 12%, initiale Beta-Blocker 26%, initiale
ACE-Hemmer 10%, Zunahme Entlassungsmedikation 37% Beta-Blocker, 15% ACE-Hemmer und
63% CSE-Hemmer. Die Ausgangslage der Leitliniengerechtigkeit war bei Frauen und Älteren
geringer. Schlussfolgerung: Im Rahmen der Aktivitäten des BHIR konnte eine beeindruckende Zunahme an leitliniengerechter
Therapie für alle untersuchten Patientengruppen gezeigt werden.