Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Unter dem Dach des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) wurde zwischen
1999 und 2004 ein institutionalisiertes Verfahren zur Qualitätsförderung und Qualitätskontrolle
medizinischer Leitlinien etabliert. Hier soll die Frage der Patientenbeteiligung und
Patientenorientierung bei der Durchführung des Leitlinien-Clearingverfahrens untersucht
werden. Material und Methoden: An zwei Leitlinien-Clearingverfahren waren Patientenvertreter beteiligt: Mammakarzinom
und Kolorektales Karzinom. Nach Durchsicht der Clearingberichte, der Sitzungsprotokolle
und des Schriftverkehrs, erfolgten semistrukturierte Interviews mit den beteiligten
Patientenvertretern und den medizinischen Experten zum Verlauf und den Ergebnissen
ihrer Zusammenarbeit. Ergebnisse: Beide Patientenvertreter verfügten über eine wissenschaftliche Ausbildung (Ingenieurwesen,
bzw. Medizin) und sahen sich als gleichberechtigte Mitglieder der Expertenkreise.
Sie nahmen an allen Sitzungen teil und wirkten aktiv an der Erstellung der Clearingberichte
mit. Ihre inhaltlichen Beiträge konzentrierten sich auf die Aufklärung und Information
von Patienten und Angehörigen, Patientenrechte, unerwünschte Wirkungen und Nachsorge.
Nach Ansicht der Experten verminderte sich durch die Patientenbeteiligung die Verwendung
von technischem Jargon bei Gruppendiskussionen und der Formulierung der Clearingberichte.
Die Reflektion und Arbeit auf der Meta-Ebene beurteilten die Beteiligten als gleichermaßen
anspruchsvoll und lohnend. Schlussfolgerungen und Diskussion: Das Leitlinien-Clearingverfahren profitierte von der Mitarbeit der Patientenvertreter
in mehrfacher Hinsicht: Fachdiskussionen verliefen moderierter und die stärkere Patientenorientierung
steigerte die Relevanz und Verständlichkeit der Clearingberichte für Zielgruppen außerhalb
begrenzter Fachkreise. Ein formales Anforderungsprofil an Patietenvertreter existiert
bisher nicht. Die Erfahrungen im Clearingverfahren können dazu genutzt werden, Kernelemente
zu identifizieren und ggf. gezielten Schulungsbedarf abzuleiten.