Zentralbl Gynakol 2005; 127 - A1
DOI: 10.1055/s-2005-920961

Harpagophytum procumbens – Erste Erfahrungen in der Endometriosetherapie

D Arndt 1, K Bobermien 1, H Heyer 1, D Braun 2, G Köhler 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • 2RIEMSER Arzneimittel AG

Fragestellung: Die aktuelle hormonelle Endometriosetherapie ist durch eine hohe Rezidiv- und Nebenwirkungsrate charakterisiert. Daher müssen in der medikamentösen Therapie neue Behandlungsoptionen gesucht werden. Ein kausaler Ansatz ist die Hemmung der Aromatase, deren Überexpression im ektopen Endometrium nachgewiesen wurde. Die im südlichen Afrika beheimatete Teufelskralle – Harpagophytum procumbens hemmt nachweislich die Cytokin- und Leukotrien- sowie die Prostaglandinbiosynthese und somit den Induktor der Aromatase. Wie stark der lokale Prozess im Endometriosegewebe durch Harpagophytum procumbens gehemmt und eine antiphlogistische – und analgetische Wirkung bei Endometriosepatientinnen erreicht wird, sollte untersucht werden. Methode: Im Rahmen einer klinischen Phase IV Studie (Anwendungsbeobachtung) wurden 6 Patientinnen mit laparoskopisch (rAFS-Score I – II) und histologisch nachgewiesener Endometriose mit einem zugelassenen Harpagophytum procumbens-Präparat behandelt. Eine chirurgische Sanierung wurde während der diagnostischen Laparoskopie nur partiell durchgeführt. Die Indikation zur invasiven Diagnostik waren ausgeprägte Dysmenorrhoen und Dyspareunien sowie azyklischen Unterbauchbeschwerden. Diese Symptomatik änderte sich nach der Laparoskopie nur unwesendlich. So erhielten die Patientinnen über 12 Wochen täglich 4×1 Hartkapsel mit 400mg Harpagophytum procumbens Trockenextrakt. An Hand eines Fragebogens mit visueller Analogskala wurden Intensität der Beschwerden, der Einfluss der Therapie auf die Lebensqualität und mögliche Nebenwirkungen im 4 wöchentlichen Abstand erhoben. Ergebnisse: Bei 4 Patientinnen zeigte sich nach 4 wöchentlicher Harpagophytum procumbens-Applikation eine deutliche Reduktion der prätherapeutischen Beschwerdesymptomatik. Nach 8 Wochen gaben alle Patientinnen keine oder nur noch geringe Beschwerden an. Dieser Effekt wurde auch nach 12 wöchentlicher Applikation von Harpagophytum procumbens erhoben. Bei allen Patientinnen besserte sich durch die medikamentöse Therapie die Lebensqualität. Nebenwirkungen traten nicht auf. Schlussfolgerungen: Trotz der geringen Fallzahl konnte durch diese klinische Untersuchung der positive Effekt von Harpagophytum procumbens auf typische Endometriosebeschwerden unter Beweis gestellt werden. Als großer Vorteil dieser medikamentösen Endometriosetherapie sind dabei die fehlenden Nebenwirkungen zu werten. So wurde die Möglichkeit neuer Therapieansätze zur Schmerztherapie oder möglichen Rezidivprophylaxe der Endometriose aufgezeigt. Der Einsatz von Harpagophytum procumbens könnte somit eine Ergänzung des aktuellen medikamentösen Endometriosespektrums werden. Um eine Aussage über Langzeitergebnisse und rezidivfreie Intervalle zu treffen, sind weitere klinische Studien dringend erforderlich.