Zentralbl Gynakol 2005; 127 - A26
DOI: 10.1055/s-2005-920986

Die Charakteristika der Menstruation als wichtiger Vorhersage-Parameter in Kombination mit Gewebemarkern bei Verdacht auf Endometriose

MM Wölfler 1, 3, S Rimbach 1, W Rath 1, P Janssen 1, M Schacke 1, D Hornung 2, S Djalali 3, F Nagele 3, R Wenzl 3, W Tschugguel 3
  • 1Universitätsfrauenklinik Aachen, Aachen, Deutschland
  • 2Universitätsfrauenklinik Lübeck, Lübeck, Deutschalnd
  • 3Universitätsfrauenklinik Wien, Wien, Österreich

Hintergrund: Endometriose ist eine Erkrankung die verschiedenste Erscheinungsformen zeigen kann und für die Diagnostik eine schwierig fassbare Entität darstellt. Aus epidemiologischer Sicht gibt es eine Reihe von Parametern, die häufig mit Endometriose assoziiert sind. Dies sind unter anderem Faktoren die nach retrograder Menstruation die Expositionsdauer des Peritoneums an Menstruationsblut erhöhen wie lange Blutungsdauer, kurze Zyklen, frühe Menarche und keine Schwangerschaften, die den Menstruationszyklus vorübergehend aussetzen. Daneben spielen eine Reihe von Eigenschaften der Endometriumszellen selbst, wie durch aberrante Genexpression erhöhte Invasivität und Proliferationsfähigkeit der Zellen, sowie auch die verminderte peritoneale Clearance durch z.B. herabgesetzte Makrophagenaktivität eine wichtige Rolle in der Pathogenese und Implantation der Endometrioseherde. Methode: In einem prospektiv-explorativen multizentrischen Setting werden symptomatische Frauen, die wegen chronischen Unterbauchschmerzen, Dysmenorrhoe, Dyspareunie oder Subfertilität laparoskopiert werden, durch Erhebung von standardisierten Anamnesebögen in ihrer Vorgeschichte, Beschwerdekonstellation und die Charakteristika des natürlichen Menstruationszyklus analysiert auf Risikofaktoren für Endometriose. Zusätzlich wird durch Strichcürettage gewonnenes eutopes Endometrium auf aberrante Expression von Cytochrom P450 Aromatase untersucht. Aus diesen Daten kann mittels logistischer Regressionsanalyse durch ein Vorhersagemodell die individuelle Erkrankungswahrscheinlichkeit für Endometriose abgeschätzt werden. Ergebnisse: Präliminäre Ergebnisse von 64 Frauen zeigen signifikante Unterschiede im Beschwerdenprofil (Dysmenorrhoe, Dyspareunie, chronische Unterbauchschmerzen und Subfertilität) sowie der menstruellen Chartakteristika (Menarche, Zyklusdauer, Blutungsdauer) und der Fertilität in Bezug auf Endometriose. Aberrante Expression von CYP 19 Aromatase im eutopen Endometrium ist hochgradig assoziiert mit Endometriose (quantitative PCR: r=0.49, p<0.001, Immunhistochemie r=0.48, p<0.001). Im Vorhersagemodell kann durch logistische Regression auf Basis dieser Parameter mit einer Wahrscheinlichkeit von 94.3% eine Endometriose-Erkrankung vorhergesagt werden. Schlussfolgerung: Exakte Anamneseerhebung mittels standardisierter Bögen und Kombination dieser Daten mit Screening-Ergebnissen auf aberrante Aromatase-Expression ermöglicht die Einschätzung des individuellen Erkrankungsrisiko auf Basis einer logistischen Regressionsanalyse. Weitere Studien werden benötigt, um zusätzliche diskriminierende Faktoren zu identifizieren bzw. deren Bedeutung in der Diagnostik von Endometriose zu klären. Ziel dieses Projektes ist es, in einer großen Population die Genauigkeit und den Stellenwert dieses Regressionsmodelles festzustellen.