Kernaussagen
Initiales Management und Endoskopie
Das initiale Management bei einer oberen GI-Blutung richtet sich nach der klinisch
eingeschätzten Schwere der Blutung. Wichtig ist immer die Stabilisierung des Patienten
vor der Endoskopie.
Anamnese und körperliche Untersuchung können wichtige Hinweise auf den Ort, die Ursache
und die Schwere der Blutung geben.
Die Prognose ist abhängig von der Blutungsursache, der Schwere der Blutung, dem Alter
des Patienten, dem Vorliegen anderer Erkrankungen und davon, ob die Blutung im Krankenhaus
erstmalig aufgetreten ist und ob es sich um eine Rezidivblutung handelt.
Die Endoskopie ist notwendiger Bestandteil der Diagnostik und Prognoseeinschätzung.
Bei 20 - 35 % der Patienten ist eine endoskopische Therapie erforderlich.
Ulkus
Ulzera sind die häufigste Ursache einer oberen GI-Blutung.
Eine endoskopische Therapie ist bei aktiv blutenden Ulzera (Forrest I), bei Ulzera
mit Gefäßstumpf (Forrest IIa) und bei Ulzera mit anhaftendem Koagel (Forrest IIb)
indiziert.
Eine endoskopische Blutstillung ist bei mehr als 90 % der Patienten erfolgreich. Die
Behandlungsverfahren sind vielfältig und richten sich nach der zugrunde liegenden
Läsion, den verfügbaren Mitteln und der Expertise des Endoskopikers.
Patienten mit Risikoulzera sollten nach der endoskopischen Therapie für 72 Stunden
mit hoch dosierten PPI behandelt werden.
Der Nutzen einer Kontroll-ÖGD nach 24 Stunden ist umstritten.
Das Risiko einer rezidivierenden Ulkusblutung ist innerhalb von 72 Stunden nach der
initialen Blutung am größten und kann durch die endoskopische und medikamentöse Therapie
bei Patienten mit Risikoulzera von etwa 30 % auf 5 - 15 % gesenkt werden.
Varizen
Etwa 10 % aller oberen GI-Blutungen sind Varizenblutungen. Die Prognose hängt von
einer erfolgreichen Blutstillung ab.
Die endoskopische Gummibandligatur ist Standardtherapie bei Blutungen aus Ösophagusvarizen.
80 - 90 % aller blutenden Varizen können endoskopisch gestillt werden.
Terlipressin führt in 70 - 80 % zu einem Sistieren der Varizenblutung. Bei V.a. eine
aktive Varizenblutung kann deshalb Terlipressin in der Notaufnahme gegeben werden.
Terlipressin sollte auch bei unzureichender oder nicht erfolgreicher Blutstillung
verabreicht werden.
Ein TIPSS kann bei Versagen der endoskopischen und medikamentösen Therapie angelegt
werden. Ggf. sollte eine vorübergehende Ballontamponade erfolgen.
Andere Blutungsursachen
Mallory-Weiss-Risse sistieren fast immer spontan und benötigen meist keine endoskopische
Therapie (nur bei einer aktiven Blutung).
Blutungen aus Angiodysplasien können endoskopisch erfolgreich mit thermischen Methoden
gestillt werden, wobei die Schwierigkeit in der Lokalisation der tatsächlichen Blutungsquelle
besteht.
Dieulafoy-Läsionen und Tumoren sind in <5 % Ursache einer oberen GI-Blutung. Seltene
Ursachen sind gastroantrale Angiektasien (Wassermelonenmagen), portale Hypertension,
Erosionen, Fisteln und Blutungen aus dem Pankreas oder den Gallengängen.