Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2006; 41(1): 32-34
DOI: 10.1055/s-2005-921222
Mini-Symposium
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Von Roger Bone zu PIRO

From Roger Bone to PIROH.  Gerlach1
  • 1Klinik für Anästhesie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Neukölln
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Publication Date:
27 January 2006 (online)

Einleitung

Sepsis ist weltweit eine der Hauptursachen für Morbidität und Mortalität, und ihre Häufigkeit nimmt weiter zu. Die Erkrankung geht mit einem hohen Risiko für irreversibles Organversagen mit tödlichem Verlauf einher. Zudem verursacht sie hohe Kosten hinsichtlich menschlicher und ökonomischer Ressourcen. Ohne adäquate Kontrolle und angesichts einer Bevölkerung mit zunehmendem Alter und Risiko ist ein weiterer Anstieg von Inzidenz und Letalität zu erwarten. Vielfältige Ansätze zur Behandlung der Patienten, die Anwendung Evidenz-basierter Methoden und die Umsetzung von stufenweise greifenden Strategien sind notwendig zur Bekämpfung dieses komplexen und aggressiven Krankheitsbildes. Einige sehr erfolgreiche Strategien stehen bereits zur Behandlung der Sepsis zur Verfügung, weitere neue Verfahren befinden sich in Entwicklung. Sie bieten die Chance, die Sepsis-assoziierte Sterblichkeit einzudämmen und sogar zu verringern. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, alle Angehörigen medizinischer Berufe umfassend mit einzubeziehen und für eine intensive Unterstützung durch Öffentlichkeit und Politik zu sorgen.

Entgegen mancher Vermutungen, dass durch die Perfektionierung der operativen und pharmakologischen Infektionstherapie eine zunehmende Reduktion der Sepsis stattfindet, muss aufgrund epidemiologischer Studien festgehalten werden, dass die Inzidenz der Sepsis ständig zunimmt. Dies dürfte hauptsächlich dadurch begründet sein, dass durch die Verbesserung der allgemeinen medizinischen Techniken immer mehr ältere, vorerkrankte und immunsupprimierte Patienten auf Intensivstationen registriert werden, die sich zudem im Bereich der operativen Intensivstationen immer häufiger so genannten Hochrisikoeingriffen unterziehen. Die zunehmenden Erkenntnisse über die mikrobiologischen, zellulären und humoralen Entstehungsmechanismen der Sepsis haben in den letzten Jahren die Reihe der Faktoren erweitert, die für die Entwicklung einer Sepsis prädisponieren. Zudem konnten durch zahlreiche große epidemiologische Studien Daten gewonnen werden, die verdeutlicht haben, dass auch die gängige Definition der Sepsis neu zu diskutieren ist. Bislang genutzte Beschreibungen wie etwa das „systemic inflammatory response syndrome” (SIRS) zeichnen sich vorwiegend durch eine viel zu hohe Sensitivität bei zu niedriger Spezifität aus, d. h. es werden - nimmt man die Kriterien genau - zu viele Patienten als SIRS-Kranke bezeichnet, obwohl bei ihnen vielleicht nur eine postoperative Leukozytose mit Tachykardie aus anderen Gründen (Schmerz!) festgestellt worden ist. Dies erscheint Grund genug, die bislang genutzten Definitionen noch einmal kritisch zu revidieren und neue Aspekte vorzustellen.

Literatur

  • 1 Bone R C, Balk R A, Cerra F B, Dellinger R P, Fein A M, Knaus W A, Schein R M, Sibbald W J. Definitions for sepsis and organ failure and guidelines for the use of innovative therapies in sepsis. The ACCP/SCCM Consensus Conference Committee. American College of Chest Physicians/Society of Critical Care Medicine.  Chest. 1992;  101 1644-1655
  • 2 Levy M M, Fink M P, Marshall J C, Abraham E, Angus D, Cook D, Cohen J, Opal S M, Vincent J L, Ramsay G. for the International Sepsis Definitions Conference . 2001 SCCM/ESICM/ACCP/ATS/SIS International Sepsis Definitions Conference.  Intensive Care Med. 2003;  29 530-538
  • 3 Denoix P. Enquete permanent dans les centres anticancereaux.  Bull Inst Natl Hyg. 1946;  1 70-75

Prof. Dr. med. Herwig Gerlach

Direktor der Klinik für Anästhesie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie · Vivantes - Netzwerk für Gesundheit GmbH · Klinikum Neukölln

Rudower Straße 48 · 12313 Berlin ·

Email: herwig.gerlach@vivantes.de

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