Z Gastroenterol 2005; 43 - Poster_44
DOI: 10.1055/s-2005-921831

Ist bei gastroösophagealer Refluxerkrankung die Dünndarmmotilität gestört?

A Heer 1, T Schmidt 2, A Pfeiffer 1
  • 1Med. Klinik II, Klinikum Memmingen (Akademisches Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität München), Memmingen
  • 2Med. Klinik II, Städt. Krankenhaus München-Bogenhausen (Akademisches Lehrkrankenhaus der Technischen Universität München), München

Hintergrund: Neben den transienten Relaxationen des unteren Ösophagussphinkters spielen auch eine verzögerte Magenentleerung und duodenogastraler Reflux [Gut 2003; 52: 1397–1402] eine Rolle im pathophysiologischen Verständnis der gastroösophagealen Refluxerkrankung. Ziel der vorliegenden Untersuchung war, festzustellen, ob die Motilität des Jejunum bei Patienten mit gastroösophagealer Refluxerkrankung gestört ist.

Methoden: Verglichen wurden die Daten ambulanter 24-h-Dünndarmmanometrieuntersuchungen von 29 Patienten (19 Männer, 10 Frauen, Alter 20–73 Jahre) mit gastroösophagealer Refluxerkrankung (nicht erosive gastroösophageale Refluxerkrankung n=6, Refluxösophagitis Grad I n=16, Refluxösophagitis Grad II n=5, Refluxösophagitis Grad IV n=2) mit den Ergebnissen unseres Referenzkollektivs von 50 gesunden Probanden [Scand J Gastroenterol 1996; 31: 581–589]. Die jejunale Motilität wurde distal des Treitz'schen Bandes mithilfe eines Manometriekatheters und eines portablen Datenloggers registriert. Der Manometriekatheter wies 3 Drucksensoren im Abstand von je 10cm auf. Die Dünndarmmotilität wurde visuell und anhand eines Computerprogramms in der Nüchternphase und postprandial nach einem standardisierten Abendessen (600kcal) analysiert [Scand J Gastroenterol 1994; 29: 1076–1082].

Ergebnis: In der Nüchternphase fand sich bei 28 Patienten ein abnormes Motilitätsmuster: Dabei fielen eine fehlende Phase III (n=1), eine gestörte Phase III (n=13), eine anhaltende unkoordinierte Aktivität (n=7) und bursts (n=20) auf. Eine abnorme postprandiale Motilität zeigte sich bei 20 Patienten in Form einer prolongierten Dauer (n=4), einer verminderten Kontraktionsfrequenz (n=11), einer erhöhten Kontraktionsamplitude (n=8) und einer erhöhten Anzahl von „discrete clustered contractions“ (n=4). Nur bei einem der 29 Patienten war das Motilitätsmuster in der Nüchternphase und postprandial unauffällig.

Schlussfolgerung: Die gastroösophageale Refluxerkrankung geht mit einer gestörten Dünndarmmotilität bei nahezu allen untersuchten Patienten einher. Die gefundenen pathologischen Motilitätsmuster könnten bei Patienten mit Symptomen, die unter PPI-Medikation oder auch nach einer Antirefluxchirurgie persistieren, eine Rolle spielen.