Z Gastroenterol 2005; 43 - Poster_52
DOI: 10.1055/s-2005-921839

Korrelation des remissionserhaltenden Effekts von Purinanaloga bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa mit der Granulozytenzahl, jedoch nicht mit dem MCV-Wert

HP Török 1, 2, J Glas 1, J Daczo 1, C Folwaczny 1, 2
  • 1Medizinische Poliklinik – Innenstadt
  • 2Chirurgische Klinik und Poliklinik – Innenstadt, Klinikum der Universität München

Hintergrund: Es existieren bisher keine zuverlässigen Laborparameter, die den remmissionserhaltenden Effekt von Purinanaloga bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen vorhersagen. Die Bestimmung der Thiopurinmethyltransferase (TPMT)-Aktivität und des erythrozytären 6-Thioguaninspiegels sind relativ aufwendig, der optimale Zeitpunkt ist noch unklar und die TPMT-Aktivität kann durch Comedikation beeinflusst werden. Die Wertigkeit einer knapp unterhalb der Norm liegenden Granulozytenzahl sowie eines Anstiegs des MCV-Werts (Δ-MCV) um mehr als 9 fl werden in der Literatur kontrovers diskutiert.

Methode: 103 Patienten mit M. Crohn (mittleres Alter 43 Jahre, 34 weiblich) und 120 Patienten mit C. ulcerosa (mittleres Alter 45 Jahre, 60 weiblich) wurden in eine retrospektive Erhebung eingeschlossen. Als Parameter erfasst wurden Befallsmuster, extraintestinale Manifestationen, klinischer Phänotyp, Zahl der unter Purinanaloga in Remission gelangten Patienten, Dauer der Remission, Zahl der Rezidive unter Therapie und nach Beendigung der Therapie, Einfluss der Purinanaloga auf postoperative Rezidive beim M. Crohn, Nebenwirkungen der Therapie und Comedikation.

Ergebnisse: Patienten mit M. Crohn, die unter Purinanaloga in Remission gelangten, wiesen im Vergleich zu Patienten, die nicht in Remission gelangten, signifikant niedrigere Granulozytenzahlen auf (7,3±0,3 vs. 3.9±0.2×103/µl; p=0.009). Eine niedrigere Granulozytenzahl wurde auch bei Patienten mit C. ulcerosa, die unter Therapie mit 6-Mercaptopurin oder Azathoprin in Remission gelangten, gefunden (6,9±0,2 vs. 4.2±0.1×103/µl; p=0.004). MCV- und Δ-MCV-Werte waren nicht mit dem Ansprechen auf die Therapie mit Purinanaloga korreliert.

Schlussfolgerung: Möglicherweise stellt die Beobachtung der Granulozytenzahl ein praktikables Verfahren zur optimalen Dosierung von Purinanaloga dar, wobei eine Neutropenie nicht anzustreben ist. Diese Befunde sollten durch prospektive Studien überprüft werden, um einen geeigneten Grenzwert der Granulozytenzahl zu ermitteln.