Z Gastroenterol 2005; 43 - Poster_66
DOI: 10.1055/s-2005-921853

Chronisch exzessiver Alkoholkonsum induziert erhöhte Adiponectin-Serumspiegel

M Mühlbauer 1, A Schäffler 1, C Buechler 1, M Johann 2, N Wodarz 2, J Schölmerich 1, C Hellerbrand 1
  • 1Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I
  • 2Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie

Sowohl Alkoholabusus als auch Adipositas können zu einer hepatischen Entzündung und Fibrosierung führen. Bei Adipösen sind die Serumspiegel des Adipozytokins Adiponectin verringert, das von Adipozyten exprimiert wird. Nach hepatischer Schädigung findet man in Tiermodellen erhöhte Adiponectinspiegel und hierbei zeigt Adiponectin antifibrotische und hepatoprotektive Effekte. Vorangegangene Untersuchungen hinsichtlich des Effektes von moderatem Alkoholkonsum (bis 40g/Tag) auf Adiponectin-Serumspiegel zeigten diskrepante Ergebnisse.

Ziel hier war die Untersuchung des Einflusses von (chronisch) exzessivem Alkoholkonsum auf die Adiponectin-Expression in vivo und in vitro.

Methoden: Von 75 alkoholabhängigen Patienten, die sich zur stationären Entzugstherapie in der psychiatrischen Klinik vorstellten, wurde jeweils am Tag der Aufnahme Serum asserviert, von 35 Patienten auch im Verlauf nach 2, 4 und 6 Wochen. Ferner erfolgte bei allen Patienten eine ausführliche klinische Untersuchung und Abdomensonographie. Klinische oder sonographische Zeichen einer Leberzirrhose waren ein Ausschlusskriterium. Ferner wurden 36 Patienten mit äthyltoxischer Leberzirrhose und 118 Patienten mit chronischer Hepatitis C (HepC) (mit histologischem staging und grading), sowie 10 gesunde Probanden untersucht, die nach 4 Wochen absoluter Alkohol-Karenz zwischen 140 und 500g Alkohol (Median: 410g) über 48h konsumierten. In vitro wurden primäre humane Hepatozyten (PHH) und Adipozyten jeweils über 24h mit 100µM Äthanol inkubiert. Die Adiponectin-Quantifizierug erfolgte mittels PCR bzw. ELISA.

Ergebnisse: Patienten mit chronisch exzessivem Alkoholabusus hatten signifikant höhere Adiponectin-Serumspiegel als HepC-Patienten mit vergleichbarem Ausmaß der Leberschädigung. Die Adiponectin-Serumspiegel korrelierten signifikant mit der Menge des vorangegangenen Alkoholkonsums und den Transaminasen. Bei HepC-Patienten korrelierten die Adiponectin-Serumspiegel dagegen weder mit den Transaminasen, noch mit dem grading. Nach Alkoholkarenz zeigte sich ein signifikanter Rückgang der Adiponectin-Serumspiegel. Kurzzeitiger Alkoholexzess führte bei gesunden Probanden nicht zu gesteigerten Adiponectin-Serumspiegeln. In vitro konnte in Adipozyten aber nicht in primären humanen Hepatozyten (PHH) Adiponectin-Expression nachgewiesen werden. Weder bei Adipozyten noch bei PHH führte Stimulation mit Alkohol zu einer gesteigerten Adiponectin-Expression.

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen: Die bei äthyltoxischer Leberschädigung erhöhten Adiponectin-Serumspiegeln scheinen nicht unspezifisch durch die hepatische Schädigung, sondern spezifisch durch Alkohol verursacht. Dabei beeinflusst Alkohol die Adiponectin-Serumspiegel dosisabhängig, allerdings erst nach längerem exzessivem Konsum und die Adiponectin-Serumspiegel korrelieren mit den Transaminasen (als Surrogatmarker für das Ausmaß der hepatischen Schädigung). Alkohol scheint also nicht direkt die Adiponectin Sekretion zu induzieren, sondern könnte dies indirekt durch – im Rahmen der hepatischen Schädigung – sezernierte Modulatoren bewirken.