Der Klinikarzt 2005; 34(11): XVI
DOI: 10.1055/s-2005-922824
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Woran versterben HIV-Infizierte heute? - Einfluss von Komorbidität und Therapienebenwirkungen auf die Mortalität

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Publication Date:
01 December 2005 (online)

 

Quelle: Lewden C, Salmon D, Morlat P et al. Causes of death among human immunodeficiency virus (HIV)-infected adults in the era of potent antiretroviral therapy: emerging role of hepatitis and cancers, persistent role of AIDS. Int J Epidemiol 2005; 34 (1): 121-130

Thema: Die HIV-bezogene Mortalität ist in den Ländern, in denen die hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) zum Standard der HIV-Behandlung gehört, deutlich gesunken. Nicht geklärt ist bislang, welchen Einfluss Komorbiditäten und die unerwünschten Wirkungen der HAART-Therapie auf die Sterblichkeit der Patienten haben.

Projekt: Eine Arbeitsgruppe um Lewden erfasste mithilfe eines standardisierten Fragebogens alle Todesursachen der HIV-infizierten Erwachsenen, die im Jahr 2000 in den 185 Krankenhäusern Frankreichs, die HIV-Patienten betreuen, behandelt worden waren.

Ergebnis: Insgesamt traten 964 Todesfälle auf. Mit 47% machten AIDS-assoziierte Todesfälle den Hauptanteil aus. 23% der Patienten starben an Non-Hodgkin-Lymphomen, 11% an viraler Hepatitis - davon waren 9% Hepatitis-C-Infektionen und 2% Hepatitis-B-Infektionen - 11% verstarben an nicht AIDS- oder Hepatitis-bezogenen Malignomen, 7% an kardiovaskulären Erkrankungen, 6% an bakteriellen Infektionen, 4% verübten Suizid, und an den Nebenwirkungen der antiretroviralen Therapie starb 1% der Patienten.

Bei 20% der AIDS-bezogenen Todesfälle wurde die Infektion mit dem HI-Virus erst kurz vor dem Tod diagnostiziert. Der Anteil der Raucher unter den Patienten, die an Krebs starben, lag bei 72%, einen erhöhten Alkoholkonsum wiesen 54% der Patienten auf, die an Hepatitis starben. Der Anteil am Tod durch Infektionskrankheiten (inklusive Hepatitis B und C) war bei den 25- bis 64-jährigen HIV-Infizierten höher als in der Gesamtbevölkerung.

Fazit: Wie die Autoren resümieren, sind im Zeitalter der HAART bessere Strategien zur Früherkennung der HIV-Infektion notwendig, die eine Infektion anzeigen, bevor AIDS-bezogene Erkrankungen auftreten. Verbessert werden sollte auch die Prävention nicht-AIDS-bezogener Krebserkrankungen, vor allem Lungenkrebs, von Non-Hodgkin-Lymphomen und von viralen Hepatitiden.

Key Words: AIDS - hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) - Todesursache - Epidemiologie - HIV-Infektion - Mortalität - Krebs -Hepatitis

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