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DOI: 10.1055/s-2005-923403
Aktuelles Nachsorgekonzept beim Zervixkarzinom
Die Problematik eines effektiven Nachsorgesystems für Frauen mir einem Zervixkarzinom wird aktuell intensiv diskutiert. Der Nutzen einer strukturierten Nachsorge in Bezug auf eine Reduktion der karzinombedingten Mortalität ist bisher jedoch nicht erwiesen. Derzeit erfolgen nach der Primärtherapie üblicherweise die Nachuntersuchungen während der ersten 3 Jahre vierteljährlich, im 4. und 5. Jahr halbjährlich und danach jährlich.
Die gynäkologische rektovaginale Untersuchung inklusive der Inspektion stehen im Vordergrund. Die Inspektion wird durch die Kolposkopie und die Zytologie flankiert. Die bildgebenden Verfahren haben einen fraglichen Wert, wobei die Sonographie der ableitenden Harnwege einen Harnstau frühzeitig aufdecken kann.
Die Bestimmung von Tumormarkern (wie SCC, Cyfra o.a.) im Rahmen der Nachsorge ist nur sinnvoll, wenn die genannten Marker bei der Primärdiagnose bereits erhöht waren. Besteht der klinische Verdacht auf lokoregionäres Rezidiv, so kann die Diagnostik erweitert werden: hierzu gehören die histologische Sicherung, die Klärung der Vortherapien und die Prüfung der Operabilität bzw. Entfernbarkeit. Gegebenenfalls ist bei einem Lokalbefund die gynäkologische rektovaginale Untersuchung, die Vaginalsonographie, das MRT des kleinen Beckens sowie eine Zystoskopie und Rektoskopie notwendig. Zum Ausschluss von Fernmetastasen findet die Ganzkörpertomographie sowie die histologische Sicherung von Metastasen, hier auch der supraclavikulären Lymphknotenstationen, Anwendung. Ein regelmäßiger Einsatz von bildgebenden Verfahren sowie kurzfristige Tumormarker-Kontrollen gelten als obsolet.
Zusammenfassend steht im Rahmen der Nachsorge die ausführlich strukturierte Anamnese sowie die klinische symptomorientierte Untersuchung im Vordergrund. Nur bei klinischem Hinweis oder Symptomen besteht die Notwendigkeit der apparativen Diagnostik. Die Patientinnen und ihre Bedürfnisse sowie ihre Lebenspartner stehen im Vordergrund. Neben der Verbesserung der Heilungschancen oder der Lebensverlängerung wird die Verbesserung bzw. Erhaltung der Lebensqualität Handlungsmaxime des behandelnden Arztes sein. Hierbei spielen die Früherkennung eines eventuellen lokoregionären Rezidivs sowie die Diagnostik und die Therapie postoperativer und radiogener Nebenwirkung, aber auch die psychosoziale Betreuung, die Beratung und die Begleitung einschließlich der Sexual- und Partnerbetreuung eine wesentliche Rolle.
Literatur: Beckmann, M.W. (Herausgeber): Interdisziplinäre S 2-Leitlinie für die Diagnostik und Therapie des Zervixkarzinoms. Wien – New York 2004, S. 18ff.