Zentralbl Gynakol 2005; 127 - A11
DOI: 10.1055/s-2005-923405

Wie radikal muss die operative Therapie des Endometriumkarzinoms sein?

G Emons 1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg August Universität Göttingen, Göttingen

Die tradionelle Therapie des Endometriumkarzinoms (EC) im Stadium I und II bestand aus der Hysterektomie, der beidseitigen Adnektomie und ggf. der Mitnahme einer Scheidenmanschette. Je nach Tumorstadium und –differenzierung wurde eine vaginale Brachytherapie und/oder eine Teletherapie des kleinen Beckens, ggf. auch der Paraaortalregion angeschlossen. Die FIGO führte Ende der achtziger Jahre das operativ-pathologische Staging des EC ein, zu dem auch zumindest ein Sampling der pelvinen und paraarotalen Lymphknoten gehört. Zahlreiche, allerdings meist monozentrische Studien kamen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass ein ausgedehntes retroperitoneales Staging bzw. eine komplette pelvine und paraaortale Lymphonodektomie beim EC des Stadium I mit mittlerem bzw. höherem Risiko in Kombination mit alleiniger Brachytherapie zu ausgezeichneten Ergebnissen führt. Inzwischen liegen 3 große randomisierte Studien vor, die den Nutzen einer adjuvanten Teletherapie des Beckens hinsichtlich einer Überlebensverbesserung nicht bestätigen konnten. Von zahlreichen Experten und einer zunehmenden Zahl von Fachgesellschaften wird deshalb gefordert, bei allen Frauen mit EC, deren Allgemeinzustand dies mit einem vertretbaren Risiko zulässt, eine pelvine und paraaortale Lymphonodektomie durchzuführen. Lediglich bei Frauen mit EC im FIGO-Stadium Ia und G1, sollte auf diese Maßnahme verzichtet werden. Ab Stadium Ia G3 bzw. Ib, wird die vaginale Brachytherapie empfohlen. Nur wenn ein Befall der retroperitonealen Lymphknoten nachgewiesen wird (pN1=FIGO IIIC) ist eine Teletherapie indiziert, deren Ausdehnung vom Lymphknotenbefall abhängt. Ist die Zervix vom EC befallen, erscheint eine radikale Hysterektomie sinnvoll.