Zentralbl Gynakol 2005; 127 - A16
DOI: 10.1055/s-2005-923410

Adjuvante Strahlentherapie des Endometriumkarzinoms

W Harms 1
  • 1Universität Heidelberg, Klinik für Radio-Onkologie, INF 400, Heidelberg

Mit jährlich etwa 10.100 Neuerkrankungen ist das Endometriumkarzinom der häufigste Tumor der weiblichen Geschlechtsorgane. In den Stadien I-III ist die abdominelle Hysterektomie mit bilateraler Adnexektomie (HAE) die Therapie der Wahl. Falls Risikofaktoren vorliegen (> 50% myometrane Infiltration; Grading 2–3; serös papilläre oder klarzellige Histologie), wird eine zusätzliche systematische Lymphonodektomie (LNE) empfohlen. Der wichtigste prognostische Faktor in den Stadien I/II ist ein Befall der regionalen Lymphknotenstationen.

Indikation und Ausmaß einer adjuvanten Strahlentherapie richten sich prinzipiell nach dem Risiko der lokoregionalen Rezidivwahrscheinlichkeit. Der Stellenwert einer adjuvanten Strahlentherapie nach alleiniger HAE (2 Studien) bzw. HAE mit LNE (1 Studie) im Stadium I und II wurde bisher in drei größeren prospektiv randomisierten Studien untersucht. In allen drei Studien konnte durch eine adjuvante Strahlentherapie gegenüber einem Nicht-Bestrahlungsarm die lokoregionale Kontrollrate signifikant verbessert werden. In keiner Studie konnte ein Überlebensvorteil nachgewiesen werden.

Zusammenfassend wird bei Hochrisikopatienten (Stadium II, III, serös-papilläre oder klarzellige Histologie) prinzipiell eine adjuvante Bestrahlung des Beckens und der Scheide empfohlen. Dies gilt ebenso für Patienten mit erhöhtem lokoregionalen Rezidivrisiko im Stadium I (tiefe myometrane Infiltration, G3), bei denen eine HAE ohne LNE durchgeführt wurde. Bei niedrigem regionalen Rezidivrisiko (IaG3, Ib G2/3) kann eine alleinige Brachytherapie der Scheide durchgeführt oder bei niedrigem lokoregionalen Rezidivrisiko (IaG1/2, IbG1) auf eine adjuvante Therapie verzichtet werden. In retrospektiven Studien konnte gezeigt werden, dass nodal negative Patienten im Stadium Ic und IIa nach HAE mit LNE vermutlich nicht von einer adjuvanten Bestrahlung des Beckens profitieren. Diese Hypothese wird derzeit in einer prospektiven Studie überprüft (PORTEC 2 Trial).