Seit der Einführung des zytologischen Zervixscreenings in Deutschland, Europa und
USA sind Inzidenz und Mortalität des Zervixkarzinoms massiv gesunken. Unter allen
Krebstodesfällen der Frau liegt es mit 2,3% nur noch an 12. Stelle (vor Nieren- und
primärem Leberkarzinom). Mangelnde Screeningbereitschaft insbesondere risikogefährdeter
sozialer Bevölkerungsgruppen und definierter Alterskohorten, vermeidbare sampling
errors und Probleme des opportunistischen Screenings sind verantwortlich für die Restinzidenz.
Mehrere europäische- und außereuropäische Länder, die diese Erkenntnisse in ihre zytologischen
Screeningprogramme eingebaut hatten, konnten die Inzidenz auf <4/100000/Jahr senken.
Die Nachteile der Sensitivität von 51% für eine einmalige Zytologie können durch drei
Abstriche in jährlichen Abständen ausgeglichen werden (Sensitivitätserhöhung auf 85–90%).
Mathematische Berechnungen zeigen, dass durch eine Optimierung des zytologischen Screening-Managements
die Inzidenz und Mortalität an Zervixkarzinom um weitere 60% gesenkt werden könnte.
Mittels eigener Untersuchungen an Hand von Markov-Modellen lässt sich belegen, dass
an Stelle eines opportunistischen Screenings ein organisiertes (call- und recall-System;
Q-Management) neben der Senkung der Erkrankungs- und Sterberate einen zusätzlichen
jährlichen ökonomischen Einspareffekt von >20 Millionen Euro im Screeningprogramm
zur Folge hätte. Die hohe Sensitivität der HPV-Testung auf eine Infektion, die heute
>70% aller jungen Frauen befällt, die geringe Spezifität für eine CIN, die extrem
hohen Remissionsraten der Infektion, die unkalkulierbare Re-Infektionsrate, die Unsicherheit
in der Festlegung der Testintervalle, die Verunsicherung HPV-positiver, aber zervixgesunder
Frauen (Lebensqualität) und die mangelnde Transparenz der Kosten der Testung (HCII,
PCR) sind Faktoren, die den Zielen eines effizienten Krebsvorsorgeprogramms (Nachweis
der Senkung von Inzidenz, Mortalität, und Morbidität, Verbesserung der Lebensqualität,
Senkung der Kosten) nicht entgegenkommen. Die Zervixzytologie mit ihren geringen Kosten
stellt hingegen unter bisher allen in der Onkologie bekannten Früherkennungsmaßnahmen
das einzige Massenscreeningverfahren dar, das auf höchster Evidenzstufe Wirkung bewiesen
hat.