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DOI: 10.1055/s-2005-923416
Sekundäre Prävention/Stellenwert der HPV-Diagnostik/Screening
Seit der Einführung des zytologischen Zervixscreenings in Deutschland, Europa und USA sind Inzidenz und Mortalität des Zervixkarzinoms massiv gesunken. Unter allen Krebstodesfällen der Frau liegt es mit 2,3% nur noch an 12. Stelle (vor Nieren- und primärem Leberkarzinom). Mangelnde Screeningbereitschaft insbesondere risikogefährdeter sozialer Bevölkerungsgruppen und definierter Alterskohorten, vermeidbare sampling errors und Probleme des opportunistischen Screenings sind verantwortlich für die Restinzidenz. Mehrere europäische- und außereuropäische Länder, die diese Erkenntnisse in ihre zytologischen Screeningprogramme eingebaut hatten, konnten die Inzidenz auf <4/100000/Jahr senken. Die Nachteile der Sensitivität von 51% für eine einmalige Zytologie können durch drei Abstriche in jährlichen Abständen ausgeglichen werden (Sensitivitätserhöhung auf 85–90%). Mathematische Berechnungen zeigen, dass durch eine Optimierung des zytologischen Screening-Managements die Inzidenz und Mortalität an Zervixkarzinom um weitere 60% gesenkt werden könnte. Mittels eigener Untersuchungen an Hand von Markov-Modellen lässt sich belegen, dass an Stelle eines opportunistischen Screenings ein organisiertes (call- und recall-System; Q-Management) neben der Senkung der Erkrankungs- und Sterberate einen zusätzlichen jährlichen ökonomischen Einspareffekt von >20 Millionen Euro im Screeningprogramm zur Folge hätte. Die hohe Sensitivität der HPV-Testung auf eine Infektion, die heute >70% aller jungen Frauen befällt, die geringe Spezifität für eine CIN, die extrem hohen Remissionsraten der Infektion, die unkalkulierbare Re-Infektionsrate, die Unsicherheit in der Festlegung der Testintervalle, die Verunsicherung HPV-positiver, aber zervixgesunder Frauen (Lebensqualität) und die mangelnde Transparenz der Kosten der Testung (HCII, PCR) sind Faktoren, die den Zielen eines effizienten Krebsvorsorgeprogramms (Nachweis der Senkung von Inzidenz, Mortalität, und Morbidität, Verbesserung der Lebensqualität, Senkung der Kosten) nicht entgegenkommen. Die Zervixzytologie mit ihren geringen Kosten stellt hingegen unter bisher allen in der Onkologie bekannten Früherkennungsmaßnahmen das einzige Massenscreeningverfahren dar, das auf höchster Evidenzstufe Wirkung bewiesen hat.