Suchttherapie 2005; 6 - A28
DOI: 10.1055/s-2005-923749

Cannabisabhängigkeit: Prädiktoren, Komorbidität und Therapie

U Schneider 1
  • 1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Lübbecke

Epidemiologische Studien zeigen, dass der Konsum von Cannabis auch im deutschsprachigen Raum in den vergangenen 10 Jahren deutlich angestiegen ist und sich den Verhältnissen in Hochkonsumländern wie Australien und Teilen der USA immer mehr annähert. Ein wesentliches Problem ist, dass Cannabiskonsumenten in Deutschland bislang nicht ausreichend von den vorhandenen Angeboten der Drogenhilfeeinrichtungen erreicht werden. Von der Vielzahl der Cannabiskonsumenten entwickeln ca. 5–8% eine Cannabisabhängigkeit. Prädiktoren für die Entwicklung einer Abhängigkeit sind u.a.: männliches Geschlecht, früher und hochfrequenter Konsum, broken home, Vorliegen einer komorbiden Störung. Besonders psychosoziale Folgeschäden haben dazu geführt, dass insbesondere in den USA und Australien Behandlungsstudien durchgeführt wurden. Allerdings gibt es nur wenige kontrollierte Studien in diesem Bereich. Nach dem Stand dieser Forschung können zur Behandlung cannabisabhängiger Erwachsener Kurzinterventionen empfohlen werden, die eine Kombination aus motivationsverstärkenden und kognitiv-verhaltenstherapeutischen Elementen sowie individueller Beratungsarbeit beinhalten. In diesen Studien lagen die Abstinenzraten nach mehr als einem Jahr zwischen 15% und 22% bei etwa 50%iger Reduktion cannabis-bezogener sozialer Probleme. In den Kontrollgruppen dagegen wurde ohne diese spezifische Behandlung bei 0–9% der Patienten eine Abstinenz bei unverändert prominenten sozialen Problemen beschrieben.

In den Behandlungsstudien wurde bislang die z.T. erhebliche psychiatrische Komorbidität (ca. 70%, insbesondere Persönlichkeitsstörungen, affektive Erkrankungen) nicht berücksichtigt. Kontrollierte Studien zur Pharmakotherapie der Cannabisabhängigkeit gibt es weltweit bisher nicht. Vielleicht ergeben sich aus Studien mit Cannabisrezeptorantagonisten hilfreiche Therapieansätze.