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DOI: 10.1055/s-2005-951642
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Nachruf - Dr. J. H. C. L. Hendriks 29.11.1941-16.06.2004
Pionier des europäischen Mammographie-ScreeningsPublication History
Publication Date:
12 September 2006 (online)
Dr. J. H. C. L. Hendriks
Mit Dr. Jan Hendriks haben wir einen Pionier des europäischen Mammographie-Screenings verloren.
Ganz früh in seiner beruflichen Lebensplanung stellte er die Weichen für seine fachliche Spezialisierung: Nach Beendigung der radiologischen Weiterbildung 1974 wurde er Koordinator des ersten Pilotscreening-Projektes in Nijmegen.
Zu diesem Zeitpunkt lagen die positiven Ergebnisse der HIP-Studie vor, die weltweit zur Initiierung von Screening-Projekten führte, so auch in den Niederlanden. Parallel starteten die ersten randomisierten Mammographie-Screening-Studien z.B. in Malmö und in Kopparberg/Östergotland, der Erkenntnis folgend, dass nur mit regelmäßigem Einsatz der Mammographie die Prognose der Brustkrebserkrankung beeinflusst werden kann. Dadurch wird bei rechtzeitiger Erkennung der Krankheitsprozess unterbrochen, da mit Mammographie Tumoren und ihre Vorstadien präklinisch entdeckt werden können.
Parallel lief die technische Verbesserung der ganzen bildgebenden Untersuchungskette, so dass Rastermammographie und Filmfoliensysteme Standard wurden.
Jan Hendriks promovierte mit den Daten des Nijmegener Pilotprojektes 1982 und wurde 1983 Mitglied der niederländischen Arbeitsgruppe "Richtlinien für Screening und Diagnostik", die die Grundlagen für das holländische nationale Screening-Programm erarbeitete. Dieses startete 1989, 1990 wurden 61516 Frauen gescreent und 1998 hatte sich die Anzahl untersuchter Frauen verzehnfacht. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte auch die Ausdehnung des Programms auf die Altersgruppe der 70-75-Jährigen.
Jan Hendriks hat nicht nur für sein Land den Aufbau und die Durchführung des Mammographie-Screenings wegweisend mitgestaltet, sondern war früh in die ersten Aktivitäten zur Verbesserung der Brustkrebsfrüherkennung in Deutschland involviert. Er gehörte der Studienbegleitkommission der "Deutschen Mammographiestudie" an und setzte 1993 nach deren Beendigung seine Tätigkeit in der Arbeitsgruppe "Qualitätssicherung und Bewertung" der Koordinierungskommission Brustkrebs-Screening fort.
Müßig zu erwähnen, dass er vielfältige Vortragsaktivitäten entwickelte, international und gerade in unserem Land. Er war unermüdlich darin, aus seinem reichen Erfahrungsschatz zu schöpfen und andere an ihm teilhaben zu lassen. Unvergessen sind seine viele Mammographie-Kurse, allen voran "Fit for Screening" (1994-2004), die Gelegenheit boten, nicht nur zum Durchmustern einer Fülle ausgesuchter Screening-Fälle, sondern zur vertiefenden persönlichen Diskussion, der er sich mit unermüdlich offener und interessierter Herzlichkeit stellte.
Er war Mitglied der European Beast Cancer Screening Group, wurde zum Sachverständigen berufen in die Planungsgruppe Mammographie-Screening der KBV und beriet die Planungsstelle Mammographie-Screening des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen.
Unser Land hat mit ihm einen stetigen, zuverlässigen, jederzeit unterstützungsbereiten Mitstreiter für den Aufbau eines qualitätsgesicherten Brustkrebsfrüherkennungskonzeptes verloren. Alle in Mammadiagnostik Aktiven werden ihn in lebendiger und dankbarster Erinnerung bewahren.
Prof. Ingrid Schreer
Mammazentrum Universitätsklinikum SH, Campus Kiel
Email: ischreer@email.uni-kiel.de