Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66(3): 235-240
DOI: 10.1055/s-2006-924067
Editorial

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Junge Forum der DGGG

Editorial zur Situation des ärztlichen Nachwuchses in der Gynäkologie und Geburtshilfe in DeutschlandSituation of Trainees in Obstetrics and Gynaecology in GermanyK. Rhiem1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Köln, Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs
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Publication Date:
20 April 2006 (online)

Der Strukturwandel im deutschen Gesundheitssystem führt zu deutlichen Veränderungen im Berufsbild „Ärztin/Arzt“. Im Zeitalter von EBM (evidence based medicine), DMP (disease management program) und DRG (diagnosis related groups) wird auf der einen Seite die Beurteilbarkeit der Versorgungsqualität erhöht. Auf der anderen Seite gelangen Aspekte wie die Wirtschaftlichkeit der Krankenversorgung in den Vordergrund und erhöhen den ökonomischen Druck auf das Gesundheitssystem. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt steigt stetig. Eine Entspannung der Situation ist durch die soziodemografische Entwicklung und den sozialen Wandel mit sinkender Lohnquote zukünftig nicht zu erwarten. Dies führt zu immer größeren finanziellen und personellen Engpässen in den Kliniken und Praxen. Reaktionen des Gesundheitssystems sind u. a. das Burnout-Syndrom der Ärztinnen und Ärzte und die Schließung von Kliniken und Arztpraxen.

Insbesondere der medizinische Nachwuchs sieht sich in dieser Situation mit folgenden Problemen konfrontiert:

Überlange Arbeitszeiten bei inadäquatem Lohn- und/oder Freizeitausgleich. Familien- und sozialfeindliche Arbeitszeiten. Enormer Leistungsdruck durch immer kürzere Verweilzeiten der Patienten. Steigende Anforderungen durch den hohen Grad der Technisierung. Stetig zunehmende administrative Aufgaben und Dokumentationspflichten. Zunehmende Arbeitsbelastung durch unzureichende Koordination von Arbeitsabläufen und Vernetzung von Organisationseinheiten. Hohe finanzielle Eigenleistung für Weiter- und Fortbildung. Geringe Transparenz und Perspektive bei der persönlichen Karriereplanung. Unzureichende Strukturen in der Kommunikationskompetenz in den Kliniken. Mangelnde Wiedereinstiegshilfen z. B. nach Elternzeit. Ausgeprägte hierarchische Führungskultur in den Kliniken. Erhöhte Klagebereitschaft der Patientinnen und Patienten. Wertewandel zum Arzt als Dienstleister und Berater. Fehlende Anerkennung erbrachter Leistungen.

Das „Junge Forum“ im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) ist die Vertretung der jüngeren Mitglieder, die über 55 % der Gesamtmitgliederzahl ausmachen (Abb. [1]). Daher ist ein besonderer Themenschwerpunkt in der Arbeit des Jungen Forums die Grundweiterbildung. In diesem Zusammenhang erfolgte die Mitarbeit bei der Entwicklung und Etablierung des Logbooks nach der neuen (Muster-)Weiterbildungsordnung [[8]] (www.dggg.de). Da die Herausforderungen für den Nachwuchs in unserem Fachgebiet stetig zunehmen und sich bereits ein Nachwuchsmangel abzeichnet, sind dringend weitere strukturelle Verbesserungen notwendig. Nachfolgend werden die aktuelle Ausbildungssituation beginnend mit dem Medizinstudium und in der Grundweiterbildung im Fach Gynäkologie und Geburtshilfe in Deutschland dargestellt und Lösungsansätze aufgezeigt.

Abb. 1 Anteil der Assistenzärztinnen und Assistenzärzte an der Gesamtmitgliederzahl (n = 3602) der DGGG (Stand: 01/2005; www.dggg.de).

Literatur

  • 1 Arbeitsgemeinschaft Medizinrecht der DGGG . Zum Einsatz eines Facharztes nach der neuen Weiterbildungsordnung.  Frauenarzt. 2003;  44 1042-1047
  • 2 Arztzahlenentwicklung zum 31. 12. 2004 der Bundesärztekammer. http://www.bundesaerztekammer.de
  • 3 Krause M. Welche Qualifikation sollten GeburtshelferInnen besitzen?.  Frauenarzt. 2004;  45 419-421
  • 4 Niedersächsische Perinatal- und Neonatalerhebung, NPExtra 2003 (Version 1.1): Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen - Einrichtung der Ärztekammer Niedersachsen (ISBN 3-937524-21-5). 2003
  • 5 Ortmann O, Vetter K. Intensivkurse im Rahmen der Fachweiterbildung.  Frauenarzt. 2005;  46 513-518
  • 6 Richter-Kuhlmann E A. Gegen den Schmalspurarzt.  DÄB. 2005;  36 1997
  • 7 Schmutzler R K, Jung V. Was erwarten die Weiterzubildenden von der neuen Weiterbildungsordnung?.  Frauenarzt. 2002;  43 777-781
  • 8 Frauenarzt. 2003;  44 714-715
  • 9 Schmutzler R K, Rhiem K, Künzel W, König K, Teichmann A, Vetter K. Logbook zur Strukturierung der Grundweiterbildung verabschiedet.  Frauenarzt. 2003;  44 1150-1152

Dr. med. Kerstin Rhiem Vertreterin des Jungen Forums im Wissenschaftlichen Beirat der DGGG

Universitäts-Frauenklinik Köln

Kerpener Straße 34

50931 Köln

Email: kerstin.rhiem@uk-koeln.de

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