Aktuelle Dermatologie 2006; 32(7): 329-333
DOI: 10.1055/s-2006-925366
Von den Wurzeln unseres Fachs
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„Unser Wolferl war aber schon nicht recht wie sonst”

Mozarts Krankheiten in dermatologischer Perspektive”Already our Wolferl was not quite himself”. Mozart's Diseases from the Point of DermatologyA.  W.  Bauer1
  • 1Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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Publication Date:
17 July 2006 (online)

Mozart war vor 1791 selten krank

Wolfgang Amadé Mozart (1756 - 1791) starb am 5. Dezember 1791 im Alter von 35 Jahren und zehn Monaten an einer bis heute nicht sicher identifizierten akuten Krankheit. Bis zu diesem Zeitpunkt war der junge Komponist meistens gesund gewesen. Seine wenigen schweren Erkrankungen fielen vor allem in die Zeit zwischen 1762 und 1767, in der das damalige „Wunderkind” zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester Maria Anna (1751 - 1829) - genannt Nannerl - anstrengende Konzertreisen quer durch Europa unternahm: Ein 1762 in Wien aufgetretenes Erythema nodosum, der 1765 in Den Haag durchgemachte Typhus abdominalis und die 1767 in Olmütz erlittenen Pocken waren auffälligerweise solche Krankheiten, die jeweils mit dermatologischen Effloreszenzen einhergingen. Auch der Name seiner letzten Krankheit, des hitzigen Frieselfiebers, deutet eine erhebliche Beteiligung der Haut an dem tödlich endenden pathologischen Geschehen an. Alle seine schweren gesundheitlichen Belastungen ereilten Mozart jeweils im Oktober oder November. Anscheinend war er im Herbst besonders krankheitsanfällig.

Literatur

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Prof. Dr. med. Axel W. Bauer

Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin · Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ·

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