intensiv 2006; 14(4): 161
DOI: 10.1055/s-2006-926969
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

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Publication Date:
17 August 2006 (online)

wir schreiben die Zeit nach der Fußballweltmeisterschaft. Die schwarz-rot-goldenen Flaggen verschwinden so langsam wieder von den Autos und aus den Auslagen der Schaufenster. Wenn auch der eine oder die andere das landesweite Fußballfieber als Hysterie bezeichnete, so war es fast nicht möglich, sich dem Zauber der WM im eigenen Land zu entziehen. Selbst in vielen Krankenhäusern gab es Bereiche, die zu „Fan-Meilen” mutierten.

Es gab eine ansteckende positive Stimmung, die in den vier Wochen der WM überall zu spüren war, aber auch über diese positive Stimmung hinaus gab und gibt es einiges, das wir aus der WM lernen und mitnehmen können.

So haben uns die brasilianischen Fußballspieler gezeigt, dass man zwar über eine Menge herausragender „Einzelstars” verfügen, damit aber noch lange kein gutes Team zusammenstellen kann. Auf das Krankenhaus übertragen, kann das heißen, dass es zwar schön ist, einzelne Koryphäen im Team zu haben, diese aber ihre Arbeit zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen an dem gemeinsamen Ziel ausrichten müssen. Ein gemeinsames Ziel, welches an einer Universitätsklinik heißen könnte: eine zufrieden stellende Patientenversorgung mit beachtenswerten Forschungsergebnissen und einer erfolgreichen Lehre zu verknüpfen.

Die französische Mannschaft hingegen zeigte uns, wie man es im Zusammenspiel vieler Kulturen mit Erfolg bis ins Finale schaffen kann. Genauso können die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die über einen anderen kulturellen Hintergrund verfügen, eine Chance zur Erweiterung des eigenen Horizontes sein.

Schließlich zeigte uns die deutsche Mannschaft eine Leistung aus der Gemeinschaft heraus, die es nicht nötig hatte, einzelne Stars ins Rampenlicht zu stellen [1].

Der Traum vom WM-Titel ist nicht ganz in Erfüllung gegangen, jedoch ist mit dem Erreichen des kleinen Finales mehr erreicht worden, als vor der WM für möglich gehalten wurde. Ganz besonders hervorzuheben ist, dass mit dem verpassten Einzug ins Finale nicht etwa ein Abgesang an die deutsche Mannschaft angestimmt wurde - es wird vielmehr der Beginn einer neuen, erfolgreichen Fußballära eingeläutet [2].

Kaum eine andere Sportart setzt so viele Emotionen frei wie Fußball. Daneben wird kaum eine politische Diskussion so emotional geführt wie die der Gesundheitspolitik.

Wir brauchen im Gesundheitswesen Akteure, die den Mut haben, mit dem einen oder anderen Tabu zu brechen. Es darf nicht das Ziel sein, sich bei allen beliebt zu machen - dieses Ziel ist ohnehin nicht erreichbar. Vielmehr muss es darum gehen, die Gesundheitsversorgung am tatsächlichen Bedarf zu orientieren, den Zugang zu den Leistungen gerecht zu ermöglichen und das Ganze auch noch im finanziellen Rahmen zu halten.

Zu bewältigen ist das nicht von heute auf morgen - aber wir haben vor Augen geführt bekommen, was alles möglich ist, wenn an einen Erfolg geglaubt wird. Wenn das Ziel mit unkonventionellen und nicht immer beliebten Methoden angestrebt wird. Hier sind wir alle gefragt! Mit Geduld, Hartnäckigkeit, Ausdauer und dem gemeinsamen Ziel vor Augen kann das auch erreicht werden.

Ihre Herausgeber

Literatur

  • 1 Kister K. Was Klinsmann kann und Merkel nicht.  Süddeutsche Zeitung. 3.7.2006;  4
  • 2 Kneer C. Dortmund ist ein Anfang.  Süddeutsche Zeitung. 6.7.2006;  4
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