Z Geburtshilfe Neonatol 2006; 210(1): 19-24
DOI: 10.1055/s-2006-931511
Empfehlung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Empfehlungen für die strukturellen Voraussetzungen der perinatologischen Versorgung in Deutschland[]

Recommendations on the Structural Prerequisites for Perinatal Care in GermanyK. Bauer1 , K. Vetter1 , P. Groneck2 , E. Herting2 , M. Gonser3 , B. J. Hackelöer3 , E. Harms4 , R. Rossi4 , U. Hofmann5 , U. Trieschmann6
  • 1Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin
  • 2Gesellschaft für Nenoatologie und Pädiatrische Intensivmedizin
  • 3Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
  • 4Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
  • 5Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie
  • 6Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
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Publication Date:
23 March 2006 (online)

Die vorliegenden Empfehlungen haben zum Ziel, die perinatologische Versorgung von Schwangeren, Müttern, Neu- und Frühgeborenen risiko-adjustiert interdisziplinär zu organisieren. Dazu ist es erforderlich, genaue Voraussetzungen zu definieren, die für die Versorgung von Schwangeren, Müttern, Neu- und Frühgeborenen mit unterschiedlichen Risiken von den Kliniken vorgehalten werden müssen. Die vorgeschlagenen Strukturen sind Voraussetzungen für eine wissenschaftlich begründete, bedarfsgerechte und hochwertige Perinatalmedizin.

Die Empfehlungen haben folgende grundlegende Zielsetzungen:

Schwangere mit bekannten Risiken sollen nur noch in Frauenkliniken versorgt werden, in denen eine adäquate präpartale und geburtshilfliche Behandlung möglich ist. Kinder, bei denen eine postnatale Therapie absehbar ist, sollen nur noch in Einrichtungen geboren werden, in denen sich eine Pädiatrie bzw. Neonatologie (stratifiziert nach Risikosituation und Reifestatus des Kindes) befindet. Neugeborenentransporte sollen durch rechtzeitige präventive Verlegung von Risikoschwangeren vermieden werden. In Geburtskliniken ohne angeschlossene Kinderklinik (Versorgungsstufe 1) sollen nur Kinder mit einem Gestationsalter ≥ 36 + 0 SSW und ohne bekanntes Risiko (wie z. B. Wachstumsretardierung, Zwillinge, Diabetes der Mutter) zur Welt kommen.

Eine leistungsfähige Neugeborenenmedizin auf einer mittleren Versorgungsstufe (Versorgungsstufe 2) ist flächendeckend vorzuhalten.

Eine Regionalisierung von Risiko-Schwangeren, sowie von Risiko-, Neu- und Frühgeborenen in geburtshilflich-neonatologische Perinatalzentren (höchste Versorgungsstufe 3), soll fallbezogen eine adäquate Versorgung gewährleisten.

Die Geburtsmedizin ist integraler Bestandteil einer Klinik für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin. Die Neonatologie ist in gleicher Weise integraler Bestandteil einer Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatale Chirurgie soll von einem Kinderchirurgen durchgeführt werden - soweit keine spezielle organspezifische Kompetenz erforderlich ist (z. B. Kardiochirurgie). Für die Anästhesie soll ein Facharzt für Anästhesie mit Erfahrung in Kinderanästhesie zur Verfügung stehen. []

Tab. 1 Stufensystem der perinatologischen Versorgung Versorgungsstufen Geburtsmedizinische Versorgungsstufen Neonatologische Versorgungsstufen 1 Geburtshilfliche Abteilung ohne angeschlossene Kinderklinik 2a Geburtshilfliche Abteilung mit angeschlossener Kinderklinik Neonatologische Grundversorgung in einer Kinderklinik 2b Perinatologischer Schwerpunkt (Geburtshilfe) Perinatologischer Schwerpunkt (Neonatologie) 3 Perinatalzentrum (Geburtshilfe) Perinatalzentrum (Neonatologie)

1 Hinweis: alle vorstehend verwendeten männlichen Bezeichnungen beinhalten automatisch auch die weibliche Form

1 Hinweis: alle vorstehend verwendeten männlichen Bezeichnungen beinhalten automatisch auch die weibliche Form

Prof. Dr. Karl Bauer

Johann Wolfgang Goethe-Universität

Klinik für Kinderheilkunde I

Neonatologie

Theodor-Stern-Kai 7

60590 Frankfurt am Main

Email: karl.bauer@kgu.de

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