Z Gastroenterol 2006; 44 - A1_20
DOI: 10.1055/s-2006-931642

Bedeutung von Polymorphismen des Komplementfaktor 5 auf die Fibroseprogression bei chronischen Lebererkrankungen

J Halangk 1, H Witt 2, C Sarrazin 3, G Puhl 4, G Teuber 5, H Klinker 6, P Buggisch 7, H Hinrichsen 8, V Weich 1, A Bergk 2, B Wiedenmann 2, P Neuhaus 4, W Luck 9, T Berg 1
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin
  • 2Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie; Charité - Campus Virchow Klinikum, Berlin
  • 3Medizinische Universitätskliniken des Saarlandes, Homburg/Saar, Homburg
  • 4Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité Campus Virchow Klinikum, Berlin
  • 5Klinik für Gastroenterologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main, Frankfurt/Main
  • 6Medizinische Poliklinik der Universität Würzburg, Würzburg
  • 7I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 8Medizinische Universitätsklinik, Christian-Albrecht-Universität, Kiel, Kiel
  • 9Kinderklinik, Charité, Berlin

Einleitung: Polymorphismen im Komplementfaktor 5 (C5) wurden kürzlich mit fortgeschrittenen Fibrosestadien bei Patienten mit chronischer HCV-Infektion assoziiert (Hillebrandt et al., Nat Genet 2005). C5 bindet an den C5R1-Rezeptor auf Endothelzellen, Kupffer-Zellen und hepatischen Sternzellen und könnte über die Freisetzung von proinflammatorischen und profibrogenen Mediatoren die Bildung extrazellulärer Matrix stimulieren. Ziel unserer Studie war es, die Bedeutung der C5 SNPs rs17611 und rs2300929 auf die Fibroseprogression bei 2971 Patienten mit chronischen Lebererkrankungen zu untersuchen.

Patienten and Methoden: Es wurden 1499 Patienten mit chronischer HCV-Infektion sowie 1471 mit anderen Lebererkrankungen in die Studie eingeschlossen. Die Gruppe der HCV-Patienten setzte sich aus verschiedenen Kollektiven zusammen. Es wurden Patienten untersucht, die sich in der Lebersprechstunde der Charité, Campus Virchow-Klinikum vorstellten (n=762). Desweiteren wurden Patienten aus einer großen deutschen HCV-Therapie-Studie (n=256) und Patienten aus der Leberambulanz der Universitätsklinik Homburg (n=358) eingeschlossen. Als Gruppe von Patienten mit fortgeschrittener HCV-bedingter Lebererkrankung wurde eine Gruppe von Patienten nach Lebertransplantation untersucht (n=123). Die Genotypisierung erfolgte nach DNA-Extraktion aus EDTA-Blut mittels PCR-Amplifikation und anschließender Schmelzkurvenanalyse am LightCycler durchgeführt.

Ergebnisse: Die Genotypfrequenzen der untersuchten C5-Polymorphismen rs17611 (AA 20,5%, AG 49,9%, GG 29,6%) und rs2300929 (TT 80,6%, CT 18,1%, CC 1,3%) unterschieden sich nicht zwischen den einzelnen Diagnosegruppen. Für den rs17611 SNP fand sich keine Assoziation mit fortgeschrittenen Fibrosestadien in allen untersuchten Kollektiven von HCV-Patienten. Bei den Patienten mit einer chronischen HCV-Infektion waren in der Gruppe von Patienten mit fortgeschrittenen Fibrosestadien homozygote Träger (CC) des rs2300929 SNP signifikant unterrepräsentiert (1,9% bei F0–2 vs. 0,4% bei F3–4, p=0,02). Der mittlere Fibrosegrad sowie der mittlere nicht-invasive APRI-Score war bei den CC Homozygoten ebenfalls signifikant niedriger als bei Heterozygoten und Wildtyp-Homozygoten. Der rs2300929 SNP fand sich signifikant häufiger bei Patienten nicht-kaukasischer Abstammung.

Schlussfolgerung: Unsere Daten sprechen gegen eine relevante Bedeutung von C5 Polymorphismen als genetischer Risikofaktor für Fibroseprogression bei chronischen Lebererkrankungen.