Z Gastroenterol 2006; 44 - A2_03
DOI: 10.1055/s-2006-931670

Identifizierung einer pro-angiogenetischen Rolle von Tumorstroma-assoziierten Myofibroblasten (TMF) aus kolorektalen Lebermetastasen unter dem Einfluss inflammatorischer Mediatoren

L Müller 1, F Goumas 1, S Sandtner 1, S Himpel 1, S Brilloff 1, X Rogiers 1
  • 1Abt. für Hepatobiliäre Chirurgie und Viszerale Transplantation,Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Einleitung: Die Komponenten des Tumorstromas haben eine wichtige Bedeutung für die Invasion und die Vaskularisierung von soliden Tumoren. Ziel der vorliegenden Studie ist die Identifizierung der Rolle von Tumorstroma-assoziierten Myofibroblasten (TMF) aus kolorektalen Lebermetastasen für die Tumorprogression, insbesondere im Hinblick auf den Einfluss von inflammatorischen Zytokinen und Wachstumsfaktoren auf die Proliferation und auf die Expression der proangiogenetischen Chemokine Interleukin–8 (IL–8) und GRO-alpha.

Methoden: TMF wurden aus humanem Tumorgewebe aus kolorektalen Lebermetastasen isoliert und in vitro charakterisiert. Das korrespondierende Tumorgewebe wurde zusätzlich für morphologische Analysen genutzt (N=25). Die Zellen wurden in der 2–10. Passage mit Zytokinen und Wachstumsfaktoren (TNF-alpha, TGF-beta, EGF und PDGF) stimuliert. Es wurden dann Proliferationsmessungen (3H-Thymidineinbau, Histon 2B-Genexpression), Proteinmessungen (ELISA) und mRNA-Expressionsanalysen (Northern-Blot) durchgeführt. Die Gewebeproben wurden mit immunhistochemischen Methoden auf die Expression von Myofibroblasten- und Entzündungsmarkern hin untersucht (smooth-muscle- Aktin, Vimentin, ICAM–1, CD45).

Ergebnisse: Die immunhistochemische Analyse der Gewebeproben zeigte eine vermehrte Reaktivität für ICAM–1 am Übergang vom Metastasen- zum Lebergewebe, an der zudem Myofibroblasten und CD45-positive Entzündungszellen dominierten. Im Tumor/Lebergewebeübergang und den bindegewebigen Septen der Metastasen konnte darüber hinaus eine vermehrte Expression von IL–8 durch Myofibroblasten nachgewiesen werden. PDGF zeigte als einziger untersuchter Wachstumsfaktor eine reproduizierbare promitogene Wirkung auf TMF in vitro. TMF exprimieren die proangiogenetischen Chemokine IL–8 und GRO-alpha. Eine Stimulation mit TNF-alpha führte dabei dosisabhängig zu einem massiven Expressionsanstieg dieser Faktoren. Ein geringer Expressionsanstieg für IL–8 konnte nach Stimulation mit PDGF-BB beobachtet werden. TGF-beta hingegen führt zu einer signifikanten Hemmung der GRO-alpha-Expression.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass TMF als bedeutsame Produktionsstätte von proangiogenetischen Faktoren anzusehen sind und unter dem Einfluss von inflammatorischen Vorgängen möglicherweise eine entscheidende Rolle für Tumorprogression und Angiogenese einnehemen. Daher sind sie hochinteressante Angriffsorte für neue Behandlungsstrategien in der Tumortherapie.