Z Gastroenterol 2006; 44 - A2_19
DOI: 10.1055/s-2006-931686

Ex vivo Untersuchung antitumorigener Substanzen in humanen Gewebeschnittkulturen. Einfluss der Cyclooxygenase–2 Blockierung im hepatozellulären Karzinom.

MA Kern 1, AM Haugg 1, E Eiteneuer 1, E Konze 2, U Drebber 2, HP Dienes 2, K Breuhahn 1, P Schirmacher 1, HU Kasper 2
  • 1Institut für Pathologie, Universität Heidelberg, Heidelberg
  • 2Institut für Pathologie der Universität zu Köln, Köln

Humane ex vivo Schnittkulturen stellen ein in vivo nahes Kultursystem dar, welches erlaubt, pharmakologische Effekte für eine begrenzte Zeit direkt im Gewebeverband zu untersuchen. Eigene frühere Arbeiten konnten belegen, dass selektive COX–2 Inhibitoren das Wachstum humaner hepatozellulärer Zellinien sowohl in vitro und als auch in Form von HCC Implantaten (subkutanes Nacktmaus-Implantmodel) in vivo hemmen. Die Wachstumshemmung war in einer reduzierten Proliferation und erhöhten Apoptoserate begründet. Wir haben uns nun die Frage gestellt, ob die antitumorigenen pharmakologischen Eigenschaften selektiver COX–2 Inhibitoren in humanen HCC Tumorgeweben, kultiviert als Schnittkulturen, verifiziert werden können.Es wurden Gewebeschnitte vom Tumor- und tumorfernen, nicht-tumorösen Lebergewebe (NT) von 3 resezierten HCCs angefertigt, in Kultur genommen und mit aufsteigenden Konzentrationen des selektiven COX–2 Inhibitors Meloxicam für 6, 12, 24 und 48 Stunden behandelt. Die Gewebeschnittkulturen wurden morphologisch und immunhistochemisch auf Proliferation (Ki67), Apoptose (M30) und COX–2 Expression untersucht. Ferner wurde die COX–2 Expression mittels Western-Blot Analysen verifiziert.COX–2 war in allen HCCs und in geringerer Konzentration im nicht-tumorösen Lebergewebe exprimiert. Die zytoplasmatische COX–2- Immunreaktivität im Tumorgewebe akkumulierte während der Kulturdauer.Selektive COX–2 Blockade führte zu einer signifikanten Apoptoseinduktion (M30) in 2 von 3 Fällen, wohingegen das nicht-tumoröse Lebergewebe signifikant geringer auf die COX–2 Blockade reagierte. Der Anstieg der geringeren basalen Apoptoserate im nicht-tumorösen Lebergewebe erreichte keine statistische Signifikanz. Die Tumorzellproliferation (Ki–67) war nach selektiver COX–2 Blockade leicht reduziert, ohne jedoch das Signifikanzniveau zu erreichen. Die Gewebeschnittkulturtechnik erweist sich als nützliche, zeitbegrenzte Methode tumorspezifisch pharmakologische Effekte und organspezifische Nebenwirkungen im Vergleich zu testen.

Literatur: Kern M.A., Schubert D., Sahi D., Schöneweiß M.M., Moll I., Breuhahn K., Schirmacher P. Proapoptotic and Antiproliferative Potential of Selective Cyclooxygenase-2 Inhibitiors in Human Liver Tumor Cells. Hepatology 36: 885-894, 2002. Kern M.A., Schöneweiß M.M., Sahi D., Bahlo M., Haugg A.M., Kasper H.U., Dienes H.P., Käferstein H., Breuhahn K., Schirmacher P. Cyclooxygenase-2 Inhibitors suppress the Growth of Human Hepatocellular Carcinoma Implants in Nude Mice. Carcinogenesis, 25: 1193-1199, 2004.