Z Gastroenterol 2006; 44 - A2_20
DOI: 10.1055/s-2006-931687

Dominant negatives p73 beim hepatozellulären Karzinom: Onkogen und Prädiktor für Prognose- und Therapieansprechen

AF Koch 1, AE Schulze Schleithoff 1, C Pieper 1, K Lorenz 1, PH Krammer 2, W Stremmel 1, M Mueller-Schilling 1
  • 1Abt. Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
  • 2Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg

Einl.: Mit der Identifikation der neuen p53 Familienmitglieder p63 und p73 und ihren dominant negativen Isoformen zeichnet sich ab, dass p53 nicht die alleinige Determinante für Prognose und Therapieansprechen maligner Tumore ist. Wir konnten für das hepatozelluläre Karzinom (HCC) zeigen, dass die Interaktion/das Netzwerk der p53 Familie und ihrer ΔN Formen über Tumorentstehung, Chemosensitivität und Prognose entscheidet. (EMBO J 24 (2005); Cell Death Differ Sep 30 2005). Wir haben die molekularen Mechanismen der onkogenen Wirkung von ΔNp73 beim HCC charakterisiert. Methoden: TAp53, TAp63, TAp73 und ΔNp73 wurden mittels adenoviraler Vektoren in Hep3B-Zellen transferiert. Zusätzlich wurden die Zellen mit Chemotherapeutika in klinisch relevanten Konzentrationen behandelt. Induzierte Apoptose-Signaltransduktionswege wurden unter dem inhibitorischen Einfluss von ΔNp73 untersucht. Die Charakterisierung der Apoptose-Signalwege erfolgt durch FACS Analyse (Nicoletti-, CD95-R, TNF-R, TRAIL-R1, TRAIL-R2 und JC–1-Färbung), Blockade- und Stimulationsexperimente (Todesrezeptoren, Caspasen), RNA Interferenz, Immunoblot, Luciferase-Reporter-Assays sowie mittels cDNA-Mikroarray-Analysen. Ergebnisse: 1) ΔNp73 hemmt die p53-, p63- und p73 vermittelte Todesrezeptor- und mitochondriale Apoptose und führt so zur Tumorprogression und Chemotherapieresistenz. 2) ΔNp73 hemmt die Expression pro-apoptotischer Gene wie CD95, TRAIL-R2, TNF-R1 und –R2, Caspasen sowie APAF–1. 3) ΔNp73 induziert die Expression antiapoptotischer Gene wie BNIP1 (BCL2/adenovirus E1B 19 kd-interacting protein (BNIP) family) und BCL2XL (Bcl–2-Familie). 4) ΔNp73 interferiert mit Signalwegen, die durch Chemotherapie getriggert werden; so wird die Expression proapoptotischer, durch Behandlung mit Bleomycin induzierter Gene, wie Caspasen, PIG11, PIG2, TNF, und TRAIL durch ΔNp73 herunterreguliert. 5) ΔNp73 aktiviert die Transkription von Onkogenen wie FosB und v-myc. Diskussion: ΔNp73 ist beim HCC aktiv onkogen. Die Expression von ΔNp73 führt zu einem Selektionsvorteil der Tumorzelle durch 1) Inhibition der zentralen Apoptose-Signalwege 2) Indukton anti-apoptotischer Gene. 3) Interferenz mit durch Chemotherapeutika getriggerten Signalwegen. 4) Aktivierung von Onkogenen. Wir sind überzeugt, dass die pharmakologische Beeinflussung des Gleichgewichtes von TAp53, TAp63 und TAp73 und ihrer ΔN Formen, zum Beispiel durch RNA Interferenz, wichtige therapeutische Optionen in der Therapie des HCC eröffnen wird.