Z Gastroenterol 2006; 44 - A2_44
DOI: 10.1055/s-2006-931711

Der Tyrosinkinaseinhibitor NVP-AEE788- ein neuer Ansatz in der Therapie von Tumoren der Gallenwege?

M Wiedmann 1, J Feisthammel 1, T Blüthner 1, A Tannapfel 2, H Witzigmann 3, F Serr 3, J Mössner 1, K Caca 1
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik II, Universität Leipzig, Leipzig
  • 2Institut für Pathologie der Universität Leipzig, Leipzig
  • 32. Chirurgische Klinik, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig

Einleitung: Karzinome der Gallenwege sind mit einer sehr schlechten Prognose vergesellschaftet, da sie in der Regel erst spät erkannt werden und sehr resistent sind gegenüber Strahlen- und Chemotherapie. Es erscheint deshalb sinnvoll nach neuen therapeutischen Ansätzen zu suchen. NVP-AEE788, ein neuer Tyrosinkinaseinhibitor, der sowohl EGFR (ErbB–1), als auch ErbB–2 und VEGFR–2 hemmt, könnte eine mögliche Alternative darstellen. Methodik: 7 Karzinomzelllinien der Gallenwege (2x Gallenblase, 5x extrahepatisch) wurden zunächst auf Proteinebene (WesternBlot) hinsichtlich ErbB–1, ErbB–2 und VEGFR–2-Expression untersucht und anschließend mit 5 verschiedenen Konzentrationen zwischen 0 und 5µM von NVP-AEE788 über insgesamt 6 Tage behandelt. Mittels Zellzählung (Schärfe Casy 2.0 Cell Counter) wurde die Zytotoxizität auf die Zellen untersucht. Zusätzlich wurden immundefiziente NMRI-Mäuse (TaconicR) subkutan mit 5×106 Zellen der EGF-R positiven Zellinien EGI–1 und Mz-ChA–2 injiziert. Nach Erreichen eines Tumorvolumens von 200mm3 wurde eine orale Behandlung über 14 Tage entweder täglich (30mg/kg KG) oder alle 3 Tage (50mg/kg KG) durchgeführt. Plazebogruppen dienten als Kontrolle. Die Tumorschnitte wurden mittels MIB–1- und vWF-Färbung, sowie TUNEL-Assay, weiter analysiert. Das Tumorprotein wurde auf p-Erk1/2- und p-AKT-Expression untersucht. Ergebnisse: Für alle Zelllinien konnte eine Expression von ErbB–1, ErbB–2 und VEGFR–2 nachgewiesen werden. Die in vitro Behandlung mit NVP-AEE788 resultierte in einer IC50 von <1µM (sensibel) in 4 bzw. <10µM (intermediär sensibel) in 3 Zellinien. Keine Zellinie war resistent (IC50 >10µM).). In vivo konnte bei den mit MzChA–2 injizierten Mäusen das Tumorvolumen am Tag 15 um 68% bzw. um 33% gesenkt werden. Für EGI–1 fand sich nach Behandlung mit 30mg/kg KG täglich oral eine hoch-signifikante Reduktion des Tumorwachstums schon ab Tag 2 über eine Hemmung der Proliferation und Angiogenese, sowie Induktion der Apoptose. Dies korrelierte mit einer verminderten p-Erk1/2-, jedoch fast unveränderten p-AKT-Expression. Letzteres Phänomen könnte eine tumorbedingte Gegenregulation darstellen. Eine arzneimittel-bedingte Toxizität trat nicht auf. Schlussfolgerungen: NVP-AEE788 zeigte sowohl in vitro als auch in vivo signifikante tumorwachstumshemmende Effekte. Eine tägliche Dosis von 30mg/kg KG NVP-AEE788 erwies sich dabei als effektiver als die Gabe von 50mg/kg KG alle 3 Tage.