Z Gastroenterol 2006; 44 - A4_10
DOI: 10.1055/s-2006-931741

HBV-spezifische zelluläre Immunantworten bei der okkulten Hepatitis B nach Lebertransplantation

S Ciesek 1, FA Helfritz 2, T Becker 2, A Ciner 1, P Fytili 1, J Klempnauer 2, MP Manns 1, CP Strassburg 1, H Wedemeyer 1
  • 1Abt. Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 2Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Patienten mit einer ausgeheilten Hepatitis B Infektion in ihrer Anamnese haben nach Lebertransplantation ein Risiko für eine Reaktivierung der Hepatitis B, obwohl die infizierte Empfängerleber, die als wichtigster Ort für die HBV-Persistenz gilt, explantiert wurde. Allerdings ist die HBV Reaktivierung selten: so wurden nur 2 von 123 zum Zeitpunkt der Lebertransplantation anti-HBc-positiven/HBsAg-negativen Patienten innerhalb des ersten Jahres nach der Transplantation HBsAg positiv (Ciesek et al., EASL 2005).

Die Häufigkeit einer okkulten Hepatitis B nach einer Lebertransplantation und die Rolle der zellulären Immunantworten für den Schutz vor einer HBV-Reaktivierung bei anti-HBc-positiven/HBsAg-negativen Lebertransplantatempfängern wurden bisher nur unzureichend untersucht.

Wir untersuchten 26 anti-HBc-positive/HBsAg-negative Patienten 0,5–15 Jahre nach Lebertransplantation auf HBV-DNA mittels TaqMan-rt-PCR (Nachweisgrenze 6 IU/ml) im Serum und genesteter PCR in PBMC. Zusätzlich wurden die HBV-spezifischen CD4+-T-Zellantworten durch drei verschiedene Methoden untersucht: T-Zell-Proliferationsassay, ELISA für IFN-gamma, IL–2 und IL–10 und die Bestimmung der Hochregulierung des IL–2 Rezeptors nach in vitro Stimulation mit HBsAg und HBcAg.

HBV-DNA ließ sich im Serum und/oder in den PBMC von 9 Individuen (35%) 1,2–15 Jahre nach der Transplantation nachweisen. Jedoch blieb HBsAg während des gesamten Follow-ups bei allen dieser Patienten negativ.

Positive Reaktionen wurden in 32% im Proliferationsassay, in 24% im IL–10 ELISA, in 38% im IL–2 ELISA, in 48% im IFN-gamma ELISA und 52% CD25 im Hochregulationsassay im Serum der untersuchten Patienten gefunden.

Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bei den HBV-spezifischen zellulären Immunantworten zwischen Patienten mit oder ohne nachweisbarer HBV-DNA. Jedoch wurden HBV-DNA positive Individuen auffallend häufiger im IFN-gamma ELISA für beide HBV-Antigene positiv getestet als HBV-DNA negative Individuen (33% vs. 6%, p=0.08).

Zusammenfassend bleiben HBV-spezifische TH–1 CD4+ Immunantworten bei anti-HBc-positiven/HBsAg-negativen Patienten bis zu 15 Jahre nach Transplantation nachweisbar.

Die okkulte Hepatitis B unterstützt möglicherweise die Ausbildung der zellulären Immunität bei einigen dieser Patienten. Die HBV-spezifische zelluläre Immunität könnte somit die niedrige Frequenz der HBV-Reaktivierungen trotz des Vorliegens von HBV-DNA in HBsAg-negativen/anti-HBc-positiven Patienten erklären.