Z Gastroenterol 2006; 44 - A4_38
DOI: 10.1055/s-2006-931769

Concanavalin A-induzierte Toleranz im Maus-Immunhepatitis-Modell wird unter Beteiligung von CD4+CD25+ regulatorischen T-Zellen, Kupffer-Zellen und IL–10 vermittelt

A Erhardt 1, M Biburger 1, G Tiegs 1
  • 1Institut für Pharmakologie und Toxikologie Erlangen, Erlangen

Einleitung: Die Injektion des Lektins Concanavalin A (ConA) in Mäuse induziert einen immunvermittelten Leberschaden. Nach 8 Tagen entwickeln die Mäuse Toleranz gegenüber ConA-Restimulation. Das Toleranzstadium ist durch ein anti-inflammatorisches Zytokinmilieu gekennzeichnet. Ziel dieser Arbeit ist es, die für die Toleranzentwicklung notwendigen Zellen und Signalmoleküle zu identifizieren. Die Mechanismen der ConA-Toleranz im Maus-Modell könnten dazu beitragen, neue therapeutische Ansätze für die immunvermittelte Hepatitis beim Menschen zu finden.

Methodik: C57/BL6-Wildtyp und IL10-/- Mäusen wurde 12mg/kg ConA oder Saline intravenös verabreicht. Nach 8 Tagen wurde mit ConA restimuliert. 8 Stunden nach ConA-Gabe wurden Plasma-Transaminasen gemessen. Aus dem Plasma erfolgte zusätzlich die Konzentrationsbestimmung für IL–2, IL–10, IL–6, TNFa und IFNg mittels ELISA. CD4+CD25+ regulatorische T-Zellen (Tregs) wurden in vivo 24h vor der ConA-Restimulation mittels anti-CD25-Antikörper depletiert. Die Depletion der Kupffer-Zellen erfolgte mittels Chlodronat-Liposomen 48h vor ConA-Restimulation. Die Eigenschaften von in vivo-ConA-vorbehandelten Zellen aus Milz und Leber wurden in in vitro-Experimenten unter Stimulation mit immobilisierten aCD3 Abs oder ConA analysiert.

Ergebnisse: Die ConA-induzierte Toleranz ist durch verminderte IFNg-, IL–2- und IL–6-Produktion gekennzeichnet. Das im ConA-Modell protektiv-wirkende Zytokin IL–10 wird vermehrt nachgewiesen. Beim Einsatz von IL–10-/- Mäusen zeigte sich noch ein partieller Toleranzeffekt. Die Depletion der Treg-Zellen führte zu einer Abschwächung der Toleranz. In vitro konnten Treg-Zellen aus ConA-vorbehandelten Mäusen eine anti-CD3-induzierte Zytokin-Antwort effektiver unterdrücken als solche aus Kontrollmäusen. Weiterhin waren Splenozyten und hepatische CD3+ T-Zellen aus ConA-vorbehandelten Mäusen weniger empfänglich für in vitro-Restimulation mit anti-CD3-Antikörper oder ConA im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Depletion der Kupffer-Zellen bewirkt eine Aufhebung der Toleranz im Hinblick auf IL–10 und IFNg.

Diskussion: Der Toleranzeffekt in IL–10-/- Mäusen macht deutlich, dass IL–10 alleine nicht für die Toleranz verantwortlich ist. Nach Depletion der Treg-Zellen in Wildtyp-Mäusen lässt sich herabgesetzte Toleranz erkennen. Somit spielen Treg-Zellen eine entscheidende, aber nicht ausschließliche Rolle bei der Toleranzentwicklung. Zusätzlich zu den Treg-Zellen und IL–10 scheinen die Kupffer-Zellen an der Toleranzvermittlung beteiligt zu sein, da nach KC-Depletion eine Aufhebung der Toleranz nachweisbar ist. Die Ergebnisse legen nahe, dass die ConA-Toleranz durch mehrere Faktoren und Immunzellen vermittelt wird.