Z Gastroenterol 2006; 44 - A4_39
DOI: 10.1055/s-2006-931770

Nachweis der Neuropetidrezeptoren CGRP-R und NK1-R in humaner Leber

D Abt 1, W Neuhuber 2, G Tiegs 1
  • 1Institut für Pharmakologie und Toxikologie Erlangen, Erlangen
  • 2Anatomisches Institut 1 der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen

Einleitung: In den letzten Jahren häuften sich Befunde, dass Entzündungen innerer Organe wesentlich durch das autonome Nervensystem beeinflusst werden. Wir selbst konnten bei der Maus zeigen, dass eine experimentell induzierte Hepatitis nach chemischer Sympathektomie exazerbierte, während Depletion von peptidhaltigen sensorischen Neuronen durch Capsaicin zu einem vollständigen Schutz vor Leberentzündung führte. Völlig neu waren unsere Erkenntnisse, dass Neuropeptide hierbei nicht nur auf Immunzellen, sondern auch direkt an Hepatozyten wirken. Eine wesentliche Rolle scheint dabei sowohl dem Neurokinin–1-Rezeptor (NK1-R), als auch dem CGRP-Rezeptor zuzukommen. Ein gelungener erstmaliger Nachweis dieser Moleküle in der menschlichen Leber wäre die Voraussetzung für die Entwicklung neuartiger therapeutischer Konzepte zur Beeinflussung von Hepatitiden durch Neuropeptid-Rezeptorantagonisten.

Methodik: Der Nachweis von NK1-R sowie der drei Komponenten des CGRP-Rezeptors (RAMP1, CRLR, RCP) in 15 Proben gesunder menschlicher Leber wurde mit Hilfe von RT-PCR durchgeführt. Immunfluoreszenzfärbungen und konfokale Lasermikroskopie dienten der zellulären Lokalisation von NK1-R und CRLR in der Leber. Die Gewebeproben wurden vom Pathologischen Institut der Universität Erlangen zur Verfügung gestellt.

Ergebnisse: Sowohl der NK1-R, als auch der CGRP-Rezeptor (bestehend aus RAMP1, CRLR und RCP) werden in der menschlichen Leber exprimiert. Mit Hilfe von Immunfluoreszenzuntersuchungen konnten der CRLR und der NK1-R auf Leukozyten, nicht-parenchymalen Zellen und Hepatozyten nachgewiesen werden. Im Falle der Leukozyten konnte mit Hilfe von Doppelfärbungen gegen spezifische CD-Oberflächenantigene (CD31, CD68, CD20, CD4, CD8) gezeigt werden, dass die Zellen der myeloischen Reihe (Granulozyten, Makrophagen, Monozyten), nicht aber die der lymphatischen Reihe (CD4- und CD8-positive T-Lymphozyten, B-Lymphozyten) sowohl NK1-R, als auch CRLR aufweisen.

Diskussion: Erstmalig wurde dargestellt, dass Neuropeptid-Rezeptoren in der menschlichen Leber weit verbreitet sind. Sollte, wie von uns bei der Maus bereits nachgewiesen, deren Expression bei entzündlichen Lebererkrankungen erhöht sein, würde sich dadurch ein neues Therapiekonzept für chronische Hepatitis B und C, Autoimmunhepatitis oder ethyltoxische Leberentzündungen eröffnen.