Z Gastroenterol 2006; 44 - A5_05
DOI: 10.1055/s-2006-931775

Individualisierte Therapiestrategie mit Peginterferon alfa–2b (PEG-IFNa) plus Ribavirin in Abhängigkeit von der frühen Viruskinetik bei Hepatitis C Virus (HCV) Typ 1-infizierten Patienten

T Berg 1, V Weich 1, G Teuber 2, H Klinker 3, B Möller 4, J Rasenack 5, H Hinrichsen 6, GR Pape 7, U Spengler 8, P Buggisch 9, M Zankel 10, H Balk 10, C Sarrazin 11, S Zeuzem 11
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin
  • 2Medizinische Universitätsklinik Frankfurt, Frankfurt
  • 3Klinikum der Universität Würzburg, Würzburg
  • 4Hepatologische Schwerpunktpraxis, Berlin
  • 5Medizinische Universitätsklinik Freiburg, Freiburg
  • 6Medizinische Universitätsklinik, Christian-Albrecht-Universität, Kiel, Kiel
  • 7Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität, München, München
  • 8Medizinische Klinik, Rh. Fr. Wilhelms Universität, Bonn, Bonn
  • 9Medizinische Universitätsklinik Eppendorf, Hamburg, Hamburg
  • 10Essex Pharma GmbH, München
  • 11Medizinische Universitätskliniken des Saarlandes, Homburg/Saar, Homburg

Ziel der vorliegenden randomisierten kontrollierten deutschen Multizenterstudie war zu untersuchen, ob eine individuell-adaptierte Therapiedauer bei HCV Typ 1-infizierten Patienten ebenso effektiv ist wie die Standard-Kombinationsbehandlung.

Patienten und Methoden: 433 Patienten wurden zwischen 1/2002–1/2004 randomisiert (nach Stratifikation für die Viruslast) und erhielten entweder 1.5µg/kg KG Peginterferon alfa–2b/Wo plus 800–1400mg Ribavirin/d für 48 Wochen (n=225, Gruppe A), oder eine individuell-adaptierte Behandlungsdauer (n=208, Gruppe B). In Gruppe B wurde die Therapiedauer anhand der Zeitdauer kalkuliert, die ein Patient benötigte, um erstmals HCV-RNA negativ zu werden (definiert mittels bDNA Test, VERSANT® HCV-RNA 3.0 Bayer Diagnostics, Nachweisgrenze 615 IU/ml) multipliziert mit dem Faktor 6. Entsprechend lag die Therapiedauer bei HCV RNA Negativität zu Woche 3, 4, 5, 6, 7, oder 8 bei 18, 24, 32, 36, 42, oder 48 Wochen. Eine Therapieverlängerung über 48 Wochen hinaus war nicht erlaubt. HCV RNA wurde zu Baseline und wöchentlich bis Woche 8 und an Woche 12, 24 und 48 mittles bDNA quantifiziert, während der sensitivere TMA Test (Nachweisgrenze <5.3 IU/ml) nur bei Patienten mit negativem bDNA Test eingesetzt wurde. Die anhaltende Remission (SVR) war definiert als negativer qualitativer TMA-Test 24 Wochen nach Therapieende.

Ergebnisse: Die individualisierte Therapie (Gruppe B) zeigte im Vergleich zur Standardtherapie keine vergleichbare Effektivität. Die SVR Raten lagen bei 34% in Gruppe B im Vergleich zu 48% in Gruppe A (p=0.004) als Folge höherer Relapseraten (32% vs. 14%). Die Tabelle zeigt die SVR Raten in Gruppe B in Abhängigkeit der individuell definierten Therapiedauer. Bei negativem HCV-RNA Ergebnis innerhalb der ersten 4 Wochen sowohl mittels bDNA als auch TMA Test lag jedoch die SVR Chance bei 80%, wenn die Patienten für entweder 18 oder 24 Wochen behandelt wurden.

Schlussfolgerungen: Trotz erhöhter Relapseraten in der Testgruppe B legen die Ergebnisse unserer Studie nahe, dass ein individualisiertes Therapiekonzept, basierend auf sehr sensitiven HCV-RNA Tests einen sinnvollen Ansatz für die Zukunft darstellen kann und daher weiter verfolgt werden sollte.

Tabelle: SVR Raten in Gruppe B: Individualisierte Therapiedauer*

Therapiedauer in Gruppe B (n=208)

18 Wochen

(n=46)

24 Wochen

(n=28)

30 Wochen

(n=17)

36-42 Wo**

(n=23)

48 Wochen

(n=94)

SVR

63%

57%

41%

35%

12%

*Bestimmt durch Multiplikation (Faktor 6) der Therapiedauer (in Wochen), die erforderlich war, um das erste Mal HCV-RNA negativ (bDNA) zu werden (ITT Population).

**kombinierte Daten, aufgrund der niedrigen Fallzahlen innerhalb der Gruppen.