Dtsch Med Wochenschr 2006; 131(9): 459-460
DOI: 10.1055/s-2006-932545
Leserbriefe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Empfehlungen und offene Fragen in der Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenknoten - Erwiderung

R. Paschke, H. Dralle, C. Reiners, K. W Schmid, G. Brabant
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Publication Date:
22 February 2006 (online)

Der Leserbrief der Kollegen Braun und Blank betrifft überwiegend eine von uns zitierte frühere Stellungnahme der Sektion Schilddrüse der DGE zur Calcitonin (CT)-Bestimmung bei C-Zellkarzinomen [1].

Die Kollegen stellen dabei die Betrachtung von ökonomischen und von Qualitäts-Gesichtspunkten in den Vordergrund. Die ökonomische Betrachtung einer routinemäßigen CT-Bestimmung bei Struma nodosa ist von vielen nur zum Teil gesicherten Variablen und Annahmen abhängig. Als Kontrast zu den Betrachtungen von Braun und Blank sei lediglich auf die Kalkulation von Vierhapper et al. [2] verwiesen, wonach bei Anwendung der routinemäßigen CT-Bestimmung bei Struma nodosa jeder neu diagnostizierte Fall eines C-Zellkarzinoms 6000,- USD kostet. Die von Braun und Blank gestellten Fragen zur Validität der CT-Bestimmung, Häufigkeit der Erfordernis eines Pentagastrin-Tests, Beweis und Ausschluss eines C-Zellkarzinoms werden ausführlich in der o. g. Stellungnahme der Sektion Schilddrüse der DGE [1] und den dort zitierten Publikationen behandelt. Die Interpretation der durch Braun und Blank ausgewählten Literatur erscheint sehr selektiv und widerspricht teilweise [3] den Schlussfolgerungen der Autoren und denen des begleitenden Editorials [4]. Andere Stellungnahmen internationaler Gruppen [5] werden nicht zitiert. Wir möchten daher bei Abwägung der derzeitigen Wissenslücken und der bekannten Caveats falsch positiver CT-Werte weiter die ausführliche Stellungnahme der Sektion Schilddrüse der DGE zum Einsatz einer CT-Bestimmung bei Struma nodosa unterstützen.

Aufgrund der etwas überschwänglichen Zustimmung von Braun und Blank zu unserer Bewertung der Schilddrüsensonografie möchten wir nochmals betonen, dass „Echoarmut und unscharfe Knotenbegrenzung zwar auf ein Schilddrüsenmalignom hinweisen können, die echoarme Knotenstruktur ist jedoch ein wenig spezifisches Merkmal für Malignität, da sich benigne Knoten (z. B. bei funktioneller Autonomie) ebenfalls als echoarme Läsionen abgrenzen lassen“ [7]. Der positiv prädiktive Wert der Schilddrüsensonografie für ein Schilddrüsenkarzinom beträgt nach derzeit aktuellen Schätzungen ca. 10 % [6]. Ob dies durch die Farbduplexsonografie in Zukunft geändert werden kann, bleibt abzuwarten, da gegenwärtig aussagekräftige, histologisch verifizierte Studien zum Thema fehlen. Auch noch so interessante Einzelfälle wie der von Braun und Blank dargestellte, können keine ausreichende Basis für Empfehlungen einer Fachgesellschaft darstellen.

Literatur

  • 1 Karges W. et al . Calcitonin measurement to detect medullary thyroid carcinoma in nodular goiter: German evidence-based consensus recommendation.  Exp Clin Endocrinol Diabetes. 2004;  112 52-58
  • 2 Vierhapper H. et al . Routine measurement of plasma calcitonin in nodular thyroid diseases.  JCEM. 1997;  82 1589-1593
  • 3 Karanikas G. et al . Frequency and relevance of elevated calcitonin levels in patients with neoplastic and nonneoplastic thyroid disease and in healthy subjects.  J Clin Endocrinol Metab. 2004;  89 515-519
  • 4 Hodak S P, Burman K. The calcitonin conundrum-is it time for routine measurement of serum calcitonin in patients with thyroid nodules?.  J Clin Endocrinol Metab. 2004;  89 511-514
  • 5 Sheppard M C. Should serum calcitonin be measured routinely in all patients with nodular thyroid disease?.  Clin Endocrinol. 1995;  42 451-452
  • 6 Ortiz R. et al . Effect of early referral to an endocrinologist on efficiency and cost of evaluation and development of treatment plan in patients with thyroid nodules.  J Clin Endocrinol Metab. 1998;  83 3803--7
  • 7 Paschke R, Reiners C, Führer D, Schmid K W, Dralle H, Brabant G. Empfehlungen und offene Fragen in der Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenknoten.  Dtsch Med Wochenschr. 2005;  130 1831-1836

Prof. Dr. med. R. Paschke
Prof. Dr. med. H. Dralle
Prof. Dr. med. C. Reiners
Prof. Dr. med. K. W. Schmid
Prof. Dr. med. G. Brabant

Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universität Leipzig

Philipp-Rosenthal-Straße 27

04103 Leipzig

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