Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A4
DOI: 10.1055/s-2006-934224

Genetik und Gen-Umwelt Interaktion (Cycle of risk) bei Essstörungen

F Aschenbrenner 1, K Aschenbrenner 1, P Joraschky 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinik „Carl Gustav Carus“, Dresden

Jahrzehntelang wurden allein psychosoziale Faktoren wie z.B. ein extremes Schlankheitsideal, Rolle der Frau usw. als Ursache von Essstörungen angesehen. Diese Faktoren führen zwar zu einem weit verbreiteten Risikoverhalten bei ca. 30% der 15–25 jährigen Frauen. Die Prävalenz der Anorexie (1–2%) und der Bulimie (2–4%) in der Risikopopulation ist allerdings deutlich geringer.

Eine mögliche Erklärung für diese Differenz könnte die Genetik und die frühe Gen-Umwelt Interaktion bei Essstörungen sein.

Es wird eine prospektive Studie an über 31000 Zwillingen des schwedischen Zwillingsregisters vorgestellt. Die Erblichkeit betrug 58%bei einer engen und 38% bei einer breiteren Definition der Anorexia nervosa.

Eine weitere Studie, basierend auf dem schwedischen Geburtsregister, zeigte bedeutsame prä –und perinatale Umweltfaktoren, wie Frühgeburten und SGA, bei Essstörungen. Postnatale Einflüsse, wie Schwierigkeiten beim Stillen, rigider Mahlzeitenrythmus usw., wurden ebenfalls als wichtige Risikofaktoren identifiziert.

Es wird diskutiert, wie eng Gen-Umwelt-Interaktionen verknüpft sind und wie der sog. „Cycle of risk“ durchbrochen werden kann.