Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A11
DOI: 10.1055/s-2006-934231

Einflüsse auf die psychische und subjektive Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

S Bettge 1, U Ravens-Sieberer 1, N Wille 2, M Erhart 2, S Wiegandt 2, C Barkmann 3, M Schulte-Markwort 3
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin & Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg
  • 2Robert Koch-Institut, Berlin
  • 3Klinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik, Zentrum für Frauen-, Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg

Psychische Auffälligkeiten sowie eine beeinträchtigte subjektive Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen sind nicht selten und oft mit langfristigen Auswirkungen auf das psychosoziale Anpassungsniveau und verringerten Chancen für eine positive Weiterentwicklung verbunden. Somit erscheint es wichtig, Faktoren zu ermitteln, die indikativ für ein erhöhtes Risiko anzusehen sind. Zugleich ist es aber bedeutsam, auch gesundheitsförderliche Faktoren und Prozesse zu berücksichtigen.

Im Rahmen des Pretests zur bundesweiten Kinder- und Jugendgesundheitsstudie des Robert Koch-Instituts wurde in einer Stichprobe von n=883 Kindern und Jugendlichen (11–17 Jahre) eine schriftliche und telefonische Befragung durchgeführt. Belastungen und Ressourcen sowie psychische Auffälligkeiten (SDQ) und die subjektive Gesundheit (KINDLR) wurden erfasst. Regressions- und varianzanalytisch wurde die Wirkung der Risiko- und Schutzfaktoren auf die psychische und subjektive Gesundheit untersucht.

Die erfassten protektiven Faktoren zeigen starken Einfluss im Sinne einer Reduzierung psychischer Auffälligkeiten (R2=0,38) und einer Erhöhung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (R2=0,46). Vor allem ein niedriger sozioökonomischer Status erweist sich als negative Einflussgröße. In der Subgruppe mit hohen Risiken und unterdurchschnittlichen Schutzfaktoren ergaben sich signifikant mehr Symptome psychischer Auffälligkeiten und eine signifikant beeinträchtigte subjektive Gesundheit im Vergleich zu den übrigen Gruppen.

Für die Identifikation von Risikogruppen ist es nicht nur von Bedeutung, die gängigen Risikofaktoren für die psychische und subjektive Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu betrachten, sondern auch, die vorhandenen personalen, familiären und sozialen Ressourcen einzubeziehen. Zielgruppen für Präventions- und Interventionsangebote können so genauer bestimmt werden. Die Stärkung der Ressourcen von Kindern und Jugendlichen sollte wesentliches Ziel von Interventionen sein.