Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A14
DOI: 10.1055/s-2006-934234

Häufigkeit und Vorhersage der Posttraumatischen Belastungsstörung nach Verkehrsunfällen

AF Bölter 1, HM Süß 2, T Schuschke 3, A Tempka 4, BF Klapp 5, F Draijer 6, J Frommer 7
  • 1Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Magdeburg, Magdeburg
  • 2Institut für Psychologie der Universität Magdeburg, Abteilung für Methodenlehre, Magdeburg
  • 3Klinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg, Magdeburg
  • 4Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Charité, Berlin, Berlin
  • 5Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 6Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Städtisches Klinikum Magdeburg, Magdeburg
  • 7Uniklinikum Magdeburg, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Magdeburg

Die vorliegende Studie untersucht die Auftretensraten der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) drei bis vier Monate nach einem Verkehrsunfall sowie ihre Vorhersagbarkeit durch eine frühzeitige Datenerhebung. Untersucht wurde der Einfluss einer akuten PTSD-Symptomatik kurz nach dem Unfall sowie Risikofaktoren, die aus einschlägigen Theorien abgeleitet wurden.

Dazu wurden 48 Verkehrsunfallopfer, die Patienten auf unfallchirurgischen Stationen waren, durchschnittlich elf Tage nach dem Unfall zu ihrer Soziobiographie und zum Unfallhergang befragt. Zum gleichen Zeitpunkt sowie dreieinhalb Monate nach dem Unfall wurde mit dem Strukturierten Klinischen Interview nach DSM-IV (SKID-PTSD) diagnostiziert, ob eine PTSD-Symptomatik vorliegt. Im Untersuchungsdesign fanden empirische sowie methodische Kontrollen für die Untersuchung psychotraumatischer Auswirkungen durch physische Verletzung Berücksichtigung.

Die Auftretensrate betrug 18,8% für eine voll ausgeprägte und 14,6% für eine subsyndromale PTSD. Als Risikofaktoren für deren Entstehen konnten das weibliche Geschlecht, die Einschätzung eines hohen materiellen Verlustes, das Vorhandensein einer akuten klinisch relevanten PTSD-Symptomatik sowie Variablen des posttraumatischen Erholungsverlaufs hervorgehoben werden. Eine logistische Regression ergab, dass eine subsyndromale oder voll ausgeprägte PTSD mit diesen Variablen zu 75% korrekt vorhergesagt werden kann. Die Relevanz der Ergebnisse für künftige Studien und für die klinische Praxis wird diskutiert.