Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A21
DOI: 10.1055/s-2006-934241

Die Bedeutung interpersonaler Probleme von Patienten und Therapeuten für Beziehung und Ergebnis stationärer Psychotherapie

U Dinger 1, M Strack 2, F Leichsenring 3, H Schauenburg 1
  • 1Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie, Universität Göttingen, Göttingen
  • 2Georg-Elias-Müller Institut für Psychologie, Göttingen
  • 3Niedersächsisches Landeskrankenhaus Tiefenbrunn, Rosdorf

In dieser Studie wird die Bedeutung interpersoneller Probleme, erhoben mit dem Inventar zur Erfassung Interpersoneller Probleme (IIP) sowohl von Patienten als auch von deren Therapeuten, für die stationäre Psychotherapie untersucht. Dazu wird zunächst die Rolle der interpersonellen Dimensionen Dominanz und Affiliation für die Therapiebeziehung geprüft. Weiter wird der Einfluss von Dominanz und Affiliation unter Berücksichtigung der Therapiebeziehung auf den symptomatischen Therapieerfolg untersucht. Von Interesse waren sowohl direkte Effekte von interpersonellen Problemen, repräsentiert durch die Dimensionen Affiliation und Kontrolle, als auch mögliche Interaktionseffekte von Patienten- und Therapeutenvariablen für den Therapieerfolg. Weitere Hypothesen bezogen sich auf Therapeutenunterschiede in der Bedeutung, welche die Qualität der einzeltherapeutischen Beziehung für den Therapieerfolg hat. Untersucht wurden Therapieergebnisse von N=1513 stationären Psychotherapiepatienten, die von N=31 psychodynamisch orientierten Einzeltherapeuten behandelt wurden. Patienten füllten zusätzlich zum IIP vor und nach der Therapie standardisierte Fragebögen zur Erfassung ihrer Symptomatik (SCL–90-R) aus und schätzten außerdem retrospektiv die Qualität der einzeltherapeutischen Beziehung ein. Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten eher von der Therapie profitierten, wenn sie dominante Züge aufwiesen, während die interpersonellen Dispositionen der Therapeuten das Therapieergebnis nicht direkt beeinflussten. Allerdings unterschied sich die Bedeutung der einzeltherapeutischen Beziehung für den Therapieerfolg unter den beteiligten Therapeuten. Die Qualität der Beziehung war besonders bedeutsam für Therapeuten, die sich selbst als abweisend beschreiben.