Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A23
DOI: 10.1055/s-2006-934243

Reagieren Weißkittelhypertoniker anders auf Stress?

F Einsle 1, K Beesdo 2, A Schilling 2, N Meissner 3, M Geiger 4, M Mück-Weymann 4, P Joraschky 1
  • 1Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden, Dresden
  • 2Institut für Klinische Psychologie; TU Dresden, Dresden
  • 3Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Dresden, Dresden
  • 4Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinik „Carl Gustav Carus“, Dresden

Psychosomatische Faktoren, u.a. auch die Stressreagibilität, wurden bei Weißkittelhypertonikern (10–30% der Normalbevölkerung) bisher kaum untersucht.

Die Probanden wurden Stress- (Arztimagination; Anagrammaufgabe; Sozialer Stresstest) und Entspannungssituationen ausgesetzt. Die Herzratenvariabilität wird über das Verhältnis von Low und High Frequenzy (LF/HF) sowie die RMSSD operationalisiert.

Es wurden 10 Weißkittelhypertonikern (49,0±15,3 Jahre; 70% Frauen), 15 Normotonikern (38,8±14,6 Jahre; 70% Frauen) sowie 15 Hypertonikern (56,1±13,3 Jahre; 40% Frauen) verglichen. Bei Kontrolle des Alters zeigt sich ein signifikanter Effekt in der Reaktion auf Sozialen Stress (p=0,012). Weißkittelhypertoniker (MLF/HF=10,0±6,2) weisen eine verstärkte Sympatikusreaktion im Vergleich zu Normotonikern (MLF/HF=5,4±3,3) und Hypertonikern (MLF/HF=4,9±3,6) auf. Weißkittelhypertoniker zeigen in allen Stresssituationen tendenziell höhere LF/HF-Verhältnisse (p=0,059) und eingeschränkte RMSSD-Werte (p=0,068) sowie in allen Entspannungssituationen eingeschränkte RMSSD-Werte (p=0,068).

Es findet sich bei Weißkittelhypertonikern eine vermehrte Stressreagibilität, vor allem in sozialen Situationen, was einen Ansatzpunkt für therapeutische Interventionen darstellen könnte.