Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A26
DOI: 10.1055/s-2006-934246

Versorgung im internistisch-psychosomatischen Setting aus Sicht des Patienten–erste Ergebnisse einer prospektiven, naturalistischen Studie

V Faude 1, F Seyboth 1, D Niehoff 1, A Zastrow 1, W Herzog 1, B Löwe 1
  • 1Abteilung für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg

Einleitung: Obwohl psychische Komorbidität bei internistischen Patienten zu verlängerten Liegezeiten und erhöhten Kosten führt, gibt es bisher keine Studie, die die Wirksamkeit multimodaler Interventionen bei Patienten mit internistisch-psychosomatischer Komorbidität untersucht. Wir verglichen im Rahmen einer prospektiven, naturalistischen Studie Therapiewünsche und Depressivität von Patienten einer kardiologischen Station (Siebeck) mit Patienten einer integriert internistisch-psychosomatischen Station (von Weizsäcker). Methode: Eingeschlossen wurden die stationär aufgenommenen Patienten. Erhebungszeitpunkte sind Tag der Aufnahme sowie 5 Tage nach Aufnahme. Die Erhebung erfolgte mit validierten Instrumenten, u.a. dem „Gesundheitsfragebogen für Patienten“ (PHQ-D), sowie inhaltsanalytisch ausgewerteten offenen Fragen. Ergebnisse: Insgesamt nahmen 286 Patienten (Teilnehmerquote 63%; 191 Station Siebeck) teil. 49% der Patienten waren weiblich, das mittlere Alter (SD) betrug 54 (18,2) Jahre. Bei Aufnahme schätzten 67% der Patienten auf Station Siebeck und 78% der Patienten auf Station von Weizsäcker das Angebot einer Gesprächsgruppe als hilfreich ein (p=0,10). Nach 5 Tagen konnten sich 47% der Patienten auf Station Siebeck und 87% der Patienten auf Station von Weizsäcker für die eigene Person psychotherapeutische Gespräche vorstellen (p=0,0001). Eine signifikante Verbesserung der Depressivität nach 5 Tagen zeigte sich auf Station von Weizsäcker (PHQ-D: 13,5 vs. 12,0; p=0,003), auf Station Siebeck besserte sich die Depressivität nicht signifikant (PHQ-D: 8,2 vs. 7,5; p=0,29). Diskussion: Patienten beider Stationen stehen Behandlungsangeboten wie Gesprächsgruppe oder psychotherapeutischen Einzelgesprächen positiv gegenüber. Obwohl die Vergleichbarkeit der Studienergebnisse aufgrund des unterschiedlichen Patientenklientels eingeschränkt ist, deuten erste Ergebnisse auf die Wirksamkeit des integriert internistisch-psychosomatischen Behandlungsangebotes hin.