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DOI: 10.1055/s-2006-934250
Ist die bei Alexithymen beeinträchtigte Erkennung affektiver Mimik auch im EEG nachweisbar?
In klinischen Wahrnehmungsstudien mit alexithymen Probanden fand sich bei diesen wiederholt eine beeinträchtigte Leistung in der Erkennung affektexpressiver Mimik.
Zur Identifikation möglicher psychophysiologischer Korrelate wurden 25 niedrigalexithymen (NA) und 25 hochalexithymen Männern (HA) affektexpressive Mimik und zur Kontrolle Alltagsgegenstände präsentiert. Die Gruppeneinteilung erfolgte mittels TAS–20 (Summenmittelwert NA 33,48 (4,47), HA 61,16 (4,85)). Beide Gruppen waren nach Alter und Schulbildung parallelisiert. Die Reizpräsentation erfolgte tachistoskopisch lateralisiert im linken oder rechten visuellen Halbfeld. Die visuellen ereigniskorrellierten EEG-Potenziale (vERP) wurden digital aufgezeichnet.
Über P8 bestand in der gesichtsspezifischen N170-Komponente des vERP ein tendenziell signifikanter Gruppeneffekt. Gruppe HA zeigte eine verlängerte Latenz (177 vs. 170 msec). Eine verbesserte topografische Auflösung und Einbeziehung weiterer Elektroden erbrachte reizunabhängig eine niedrigere Amplitudenausprägung der N170 in HA. In den entsprechenden CSD-Maps und T-Wert-Maps fanden sich Hinweise auf eine topografisch unterschiedliche Aktivierung mit stärkerer Aktivierung in NA rechts parietotemporal. Eine varianzanalytisch signifikante Interaktion Gruppe x Stimulus belegte eine in HA speziell nach Gesichtspräsentation verringerte mittlere Aktivität des LPC.
Von besonderer Bedeutung erscheint, dass im Gegensatz zu den frühen Stadien der Verarbeitung der dargebotenen Reize (N170) in den späteren evaluativen Prozessstadien des LPC stimulusspezifische Unterschiede zwischen den Gruppen nachweisbar sind. Das Gesicht als evolutionär wichtiger Träger sozial-emotionaler Informationen scheint vor dieser Befundlage für Niedrigalexithyme ein „attraktiverer“ und bedeutsamerer Stimulus zu sein und möglicherweise mit einem höheren Wahrnehmungsinteresse evaluiert zu werden.
Key words
Alexithymie - EEG - Gesichtserkennung - LPC - N170 - ereigniskorrelierte Potenziale